Es ist ein lausiger Film mit miserabler Kameraführung und verwackelten Bildern. Aber zu erkennen ist der Sänger Herbert Grönemeyer schon. Er ruft "Fuck off, Fuck off, ich bin privat hier, du Affe!" und eilt hinter einem Fotografen her. Er schwingt eine Umhängetasche, in der, wie er später sagt, einzig eine Ausgabe der Zeit war. Der Fotograf geht zu Boden, als hätte ihn ein Hammer getroffen. Der Filmer hält drauf und ruft: "Ich hab Sie, Herr Grönemeyer."
Das Filmchen war bei RTL-Exclusiv zu sehen, bei VIP. de sowie in ähnlichen Formaten und fand sehr viel Beachtung in den bunten Blättern: "Herbert Grönemeyer vermöbelt Fotografen", textete Bild am Sonntag und das im Hause Burda erscheinende Blatt Freizeit Revue schrieb, der Fotograf sei "krankenhausreif geprügelt" worden.
Die Redaktion schaute ins Strafgesetzbuch und brachte gleich für den Fall der Fälle "bis zu fünf Jahre Knast" wegen Körperverletzung ins Spiel. Nun muss man kein Jurist sein, um diese Auslegung des einschlägigen Paragrafen 223 für bekloppt zu halten - wie manches andere auch in diesem Fall .
"Ich bin in eine Falle gegangen"
Andersrum betrachtet ist die Angelegenheit, in der es um Paparazzi und Subjekte mit falschen Objektiven geht, interessanter. "Ich bin in eine Falle gegangen", sagt der heute wohl bedeutendste deutsche Sänger der Süddeutschen Zeitung.
Grönemeyers Geschichte geht so. Am 21. Dezember landete er mit seinem 27 Jahre alten Sohn und seiner Freundin auf dem Flughafen Köln-Bonn. Sie nahmen die Rolltreppe, um sich einen Wagen zu mieten. Grönemeyer und die Freundin leben schon drei Jahre zusammen, in Medien sind bislang jedoch keine Fotos des Paares erschienen. Plötzlich, so Grönemeyer, habe sich "ein Typ" vor ihm aufgebaut und gesagt "Dich kenne ich doch": Er sei irritiert gewesen. Wenn er ohne Bodyguard mit seiner Familie zusammen unterwegs sei, habe er immer etwas Sorge.
Auf der Herrentoilette habe sich der Fremde stumm neben ihn ans Waschbecken gestellt und ihn angeschaut. "Lasst uns etwas schneller gehen, der ist mir nicht geheuer", rief Grönemeyer dem Sohn und der Freundin zu. In dem langen schmalen Korridor, der in Köln zu den Mietwagen führt, sei der Mann dann an ihnen vorbeigelaufen und habe eine Reisetasche aufgerissen. "Ich habe sofort mit einem Anschlag gerechnet", sagt Grönemeyer. Außenstehende können das nur schwer nachvollziehen.
Dann habe der Mann eine Kamera aus der Tasche gezerrt und drauflos geschossen. Der Sohn hielt ihm einen Laptop vor die Linse, die Freundin duckte sich weg und plötzlich entdeckte Grönemeyer einen zweiten Mann, der alles mitfilmte. Er sei auf den zugegangen und der habe gerufen: "Warum schlagen Sie mich, Herr Grönemeyer?" Dabei habe er ihn gar nicht berührt, sagt Grönemeyer, nur die Hand ausgestreckt, um die Kamera abzudecken. Der Mann habe dann mit der Kamera gewackelt, "damit es so aussieht, als hätte ich ihn angegriffen". Er könne "beschwören", dass er weder die Kamera noch den Mann berührt habe. Dann sah er, dass hinten der Fotograf mit seinem Sohn rangelte. "Wenn es um die Familie geht, werde ich zum Tier", sagt Grönemeyer, der die Falten der deutschen Seele kennt.