Vatikanzeitung und Coronavirus:Print gibt's nur noch für den Papst

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Andrea Monda, 54, ist seit 2018 der Direktor der Vatikanzeitung Osservatore Romano. Zuvor arbeitete er als Journalist für verschiedene italienische Medien und war Dozent für Religion und christliche Literatur. (Foto: Osservatore Romano)

Nur zweimal seit seiner Gründung 1861 ist der "Osservatore romano", die Zeitung des Vatikanstaats, nicht gedruckt worden. Ein Anruf bei Chefredakteur Andrea Monda.

Interview von Elisa Britzelmeier

In der Geschichte des Osservatore Romano ist die Zeitung nur zweimal nicht gedruckt worden. Seit 1861 besteht das Blatt des Vatikanstaats, berichtet wird auf verschiedenen Sprachen über die Belange des Heiligen Stuhls und die katholische Kirche weltweit. Mal weniger kritisch, mal kritischer - zuletzt etwa vergangenes Jahr, als die Redaktion der Beilage Donne Chiesa Mondo erst über sexuellen Missbrauch von Nonnen schrieb und dann geschlossen zurücktrat. Nun, in der Corona-Pandemie, pausiert der Druck der täglichen Ausgabe - fast ganz. Ein Anruf beim Chefredakteur.

SZ: Herr Monda, wo erreiche ich Sie?

Andrea Monda: In der Redaktion. Ich bin fast allein hier, die meisten Kollegen arbeiten von zuhause. Für die tägliche, italienische Ausgabe sind das 20 Journalisten. An den Ausgaben in den anderen Sprachen arbeiten nochmal cirka 15 Personen.

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Seit mehreren Wochen erscheint keine gedruckte Zeitung mehr. Wahrscheinlich keine leichte Entscheidung.

Da muss ich gleich korrigieren: Es ist lediglich eine zeitweilige Unterbrechung, die mit der Druckerei und der Auslieferung zu tun hat, nicht mit der Redaktion. Einige Leser sind besorgt, ob das nur vorübergehend ist, deswegen muss ich das betonen.

Angesichts der Entwicklungen in Italien haben Sie noch ganz schön lange gedruckt.

Weil es uns wichtig war! Wir haben versucht, weiterzumachen, wie es nur geht. Nach und nach wurde das Personal in der Druckerei reduziert, um Mindestabstände einzuhalten. Irgendwann reichte es nicht mehr, um genug Schichten zu füllen. In der Geschichte der Zeitung ist der Druck erst zwei Mal unterbrochen worden.

Was war damals passiert?

1870 erschien eine Woche lang keine Ausgabe - während der Einigung Italiens, als die königlichen Truppen Rom eroberten.

Als der Papst aus Rom vertrieben wurde.

Das zweite Mal war 1919, damals wurde der Osservatore noch nicht innerhalb des Vatikans gedruckt. Da gab es einen monatelangen Streik der Druckereien.

Ein paar wenige Exemplare werden aber auch jetzt, trotz Corona, noch gedruckt.

Ja, zehn ungefähr. Die gehen an Papst Franziskus, an Benedikt, an das Staatssekretariat des Vatikans.

Für diese zehn Stück lassen Sie also doch noch die Druckerpresse anwerfen?

Nein nein, das ist eher ein Heft, in dem der Inhalt der Zeitung gebündelt ist. Das wird nicht mit der Rotationspresse gemacht, sondern mit einem normalen Drucker.

Das PDF dazu gibt's auf der Homepage.

Unsere Präsenz in den sozialen Netzwerken wollten wir ohnehin ausbauen, aber das lief eher nebenher. Die aktuelle Situation hat das beschleunigt. Und wir haben einen Newsletter gestartet.

Wie reagieren die Leserinnen und Leser?

Wir sehen höhere Zugriffszahlen. Und die Reaktionen sind zum Teil sehr emotional.

Also gibt es auch Beschwerden.

Doch, natürlich. Man muss bedenken, dass unsere Leser ein gewisses Alter haben, wie ja bei vielen Zeitungen. Manchen verschafft das Digitale etwas Unbehagen.

Wie sieht es mit der deutschen Ausgabe aus?

Das ist die einzige Ausgabe, die derzeit noch gedruckt erscheint. Sie wird in Deutschland gedruckt. Da geht es weiter wie bisher. Hoffen wir, dass das so bleibt.

© SZ vom 21.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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