ORF-Krimiserie:Jede Menge Blumen

Titel: Schnell ermittelt; Untertitel: 30. Horst Bauer;

Von oben herab: Chefinspektorin Angelika Schnell (Ursula Strauss) behält gern den Überblick.

(Foto: Petro Domenigg/ORF/BR)

Fünf Jahre nach Ausstrahlung in Österreich zeigt auch der BR die vierte Staffel von "Schnell ermittelt", dem Publikumshit mit Ursula Strauss in der Titelrolle.

Von David Denk

Zwischen Wien und München liegen nur gut 400 Kilometer - und trotzdem kann der Weg von der österreichischen Hauptstadt bis in die bayerische manchmal erstaunlich lang dauern: Die vierte Staffel der Krimiserie Schnell ermittelt, 2012 im ORF ausgestrahlt, läuft von Donnerstag an in Doppelfolgen im BR, fünf Jahre später. Schnell senden geht anders.

In Österreich war Schnell ermittelt beim Start 2009 gleich äußerst beliebt, holte Marktanteile um die 30 Prozent und brachte Hauptdarstellerin Ursula Strauss (Pregau - Kein Weg zurück, Das Sacher) in die erste Liga deutschsprachiger Schauspielerinnen. 2010 bekam sie für ihre Darstellung der empathischen, aber selbstbezogenen Leiterin der Wiener Mordkommission, Angelika Schnell, den österreichischen Film- und Fernsehpreis "Romy".

Zu Beginn der vierten Staffel kehrt Schnell in den Polizeidienst zurück. "Man könnte glauben, ich bin tot", kommentiert sie all die Blumensträuße, die sie im Büro erwarten. Ein Kollege hatte sie angeschossen, manchmal schmerzt die Operationsnarbe noch, und auch sonst hat der Unfall Spuren hinterlassen. Plötzlich garniert Schnell ihre Anweisungen zur Überraschung der Kollegen mit "bitte" - und sagt zu Partner Franitschek (Wolf Bachofner): "Ich kann nicht so weitermachen wie vor dem Unfall." Ein Satz, der im weiteren Verlauf der Staffel sicher nachhallen wird.

Denn neben dem jeweils aktuellen Fall hat Schnell ermittelt auch eine ausgeprägte horizontale, über die ganze Staffel reichende Erzählebene. Waren frühere Episoden geprägt von Schnells Versuch, ihre Unschuld am Tod eines Serienmörders zu beweisen und den wahren Täter zu überführen, konzentrieren sich die neuen Folgen auf die Verarbeitung des Erlebten - mit einer so unerhörten Handlungswendung zum Abschluss, dass jeder, der die Serie im BR zu verfolgen gedenkt, einen weiten Bogen um den Wikipedia-Eintrag machen sollte. Im Frühjahr lief in Österreich bereits die fünfte Staffel.

Der erste Fall an sich - eine Fluglotsin auf Partnersuche wird ermordet aufgefunden - ist ziemlich unspektakulär, geradezu bieder, aber mal abgesehen vom auch im deutschen Fernsehen beliebten Wiener Lokalkolorit liegt darin wohl die Stärke von Schnell ermittelt, in einer gelungenen Synthese aus konventionellen und progressiven Erzählelementen. So gesehen ist die auf einer Idee der Schauspielerin und Drehbuchautorin Eva Spreitzhofer basierende Serie öffentlich-rechtliches Fernsehen im besten Sinne - massenkompatibel und ambitioniert zugleich, von beidem nicht zu wenig, aber auch bloß nicht zu viel, der goldene Mittelweg sozusagen.

Keine große Überraschung also, dass Schnell ermittelt ein großer Exporterfolg ist, etwa auch nach Dänemark, Frankreich und Russland verkauft wurde. Dass die Serie in anderen Ländern teilweise viel früher lief als im Nachbarland Deutschland, lässt sich als Beleg dafür nehmen, dass Entfernungen relativ sind.

Schnell ermittelt, BR, 20.15 Uhr.

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