Olympia-Übertragungen:Wann und wo Olympia im Fernsehen läuft

Previews - Winter Olympics Day -3

Athleten posieren vor dem olympischen Dorf in Pyeongchang

(Foto: Getty Images)

Wer die Olympischen Spiele live verfolgen will, sollte mit einem Sendersuchlauf starten. In Pyeongchang sind ARD und ZDF zum ersten Mal nur Untermieter von Discovery. Eine Übersicht.

Von Rupert Sommer

Wer keinen Wettkampf des deutschen Olympia-Teams in Pyeongchang verpassen möchte, sollte kurz vor dem 9. Februar, wenn die Flamme entzündet wird, noch einen Sendersuchlauf starten. So findet man auch rechtzeitig den Sender TLC, der als Frauenkanal der Discovery-Gruppe bisher ein Nischendasein führt. Dort werden jetzt zum ersten Mal live Eiskunstlauf-Wertungen übertragen. Oder man bugsiert Eurosport 1, ebenfalls ein Free-TV-Sender aus dem Hause Discovery, noch nach vorn auf der Fernbedienung, weil nur dort zum Beispiel die Eishockey-Wettkämpfe ohne Beteiligung der Deutschen zu sehen sein werden.

Es ist nicht ganz leicht, bei diesen Olympischen Spielen den Überblick zu behalten, bei denen zum ersten Mal der TV-Rechteinhaber Discovery heißt, aber trotzdem sehr viel im öffentlich-rechtlichen Fernsehen läuft. Nur eben nicht alles.

Dabei wird man auch bei ARD und ZDF schön bedient. Im Ersten läuft am Freitag, 9. Februar, von 12 Uhr an die Eröffnungsfeier, das ZDF zeigt die Schlussfeier am Sonntag, 25. Februar, ebenfalls von 12 Uhr an. Insgesamt 230 Stunden werden die Sender live berichten - davon übernimmt das Erste neun, das Zweite acht Olympia-Tage. Beide wechseln sich täglich ab.

Dabei sah es lange so aus, als ob die TV-Teamchefs Raiko Richter von der ARD und Thomas Fuhrmann vom ZDF mit ihren Moderatoren, Kommentatoren, Promi-Experten sowie Anti-Doping-Spezialisten das Nachsehen haben würden. Weil sich die Discovery-Gruppe, hierzulande vertreten durch Geschäftsführerin Susanne Aigner-Drews, für 1,3 Milliarden Euro die Übertragungsrechte für zwei Olympische Winter- und zwei Sommerspiele in 52 Ländern gesichert hatte, waren ARD und ZDF aus dem Rennen. Eine Einigung mit Discovery über eine Sublizensierung kam erst im Sommer und fast schon in einer Art Herzschlag-Finale zustande. Beide öffentlich-rechtliche Sender stehen bei teuren Sportübertragungen unter Rechtfertigungsdruck und kamen auch mit einem Gebot für Sublizenzen erst nicht zum Zug. Sie zahlten aber offenbar am Ende weniger, als zunächst verlangt worden war. Nach Brancheninformationen überweisen ARD und ZDF für das Rechtepaket, das die Übertragung der Winter- und Sommerspiele im TV, Internet und Radio von 2018 bis 2024 umfasst, rund 220 Millionen Euro an Discovery.

Wegen der Zeitverschiebung drohen lange Nächte oder extremes Frühaufstehen

Die Produktionskosten der Öffentlich-Rechtlichen liegen nun laut ZDF-Chefredakteur Peter Frey knapp unter einem zweistelligen Millionenbetrag. Bei den Kosten für Lizenzen, aber auch für Experten-Honorare sind die Sender sehr zugeknöpft: Den Etat für ihre acht Sportexperten beziffert die ARD für die Saison 2015/16 auf 1,2 Millionen Euro. Einzelhonorare? Vertraulich. Als ARD-Expertinnen werden Katarina Witt, Kati Wilhelm und Maria Höfl-Riesch auftreten, für das ZDF sind etwa Toni Innauer und Sven Fischer dabei.

Platz für Kritik am Olympia-Kommerz

Wegen der Zeitverschiebung müssen sich deutsche Zuschauer auf lange Nächte oder extremes Frühaufstehen einstellen: Live-Bilder laufen zwischen ein Uhr nachts und 15.30 Uhr am Nachmittag. Danach folgen Highlight-Zusammenfassungen.

Für die geforderte Kritik am Olympia-Kommerz muss auch Platz bleiben - das passiert aber auch mal auf Nebenschauplätzen, etwa mit einer Wiederholung von Hajo Seppelts aktueller Investigativreportage Geheimsache Doping bei Phoenix am 9. Februar, 12.30 Uhr. Seppelt ist auch Teil des ARD-Teams für die Berichterstattung. Eine ZDF-Doku Das System Olympia: Über Gier, Geld und Macht läuft am 7. Februar um 22.45 Uhr. Gesendet wird aus dem internationalen Sendezentrum an Ort und Stelle, zum Großteil aber aus einem Gemeinschaftsstudio in Leipzig, in dem sich ARD und ZDF unter einem Dach eingerichtet haben. Dort kommen Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne (beide ZDF) sowie Jessy Wellmer und Gerhard Delling für die ARD als Hauptmoderatoren zum Einsatz.

Dasselbe also wie in jedem Olympia-Jahr? Mitnichten! Obwohl Discovery weite Teile der Kernrechte (etwa Ski-, Biathlon- und Rodel-Rennen) an ARD und ZDF freigegeben hat, laufen einige Entscheidungen exklusiv bei Eurospor t 1 und auf dem für 15 Tage auf Sportinhalte umgekrempelten Frauensender TLC. Aufgepeppt wird das etwa durch die Olympia-Show zwanzig18 zur Primetime. Hinzu kommen Events auf dem Pay-Angebot Eurosport 2, der diese aber wegen eines Streits mit der Plattform Sky ausgerechnet dort nicht zeigt. Auf Eurosport 2 bei Sky läuft - anderes als bei anderen Verbreitungspartnern - während der Winterspiele ein anderes Signal mit olympiafreiem Programm.

Dafür dreht der kostenpflichtige Eurosport Player rund um die Uhr auf, mit bis zu 18 parallelen Livestreams, mehr als 4000 Stunden Programm, davon über 900 Stunden live - so wirbt Eurosport für das Gesamtangebot. Die Senderfamilie darf sich dank des Deals mit dem IOC "Home of the Olympics" nennen. "Wir haben mit Sicherheit viel Schweiß vergossen", sagt Susanne Aigner-Drews. Sie stand lange unter der Doppelbelastung, die Olympia-Berichterstattung auf eigenen Sendern zu stemmen und gleichzeitig zähe, zwischenzeitlich komplett abgebrochene Verhandlungen mit ARD und ZDF zu führen.

Viel Druck ist von ihr noch nicht abgefallen. "Es ist das größte operative Ereignis, das Eurosport und Discovery jemals auf die Beine gestellt haben", sagt sie. Wie bei der Bundesliga, für die der Eurosport-Player erstmalig flächendeckend beworben wurde und zumindest an den ersten Spieltagen nicht ganz reibungslos lief, sieht Aigner-Drews eine Chance, das Streamingangebot für Nutzer attraktiver zu machen. Wie viele Fans es bislang nutzen, verrät sie nicht.

Damit bleibt als eine von vielen Fragen offen, ob sich der Aufwand, mit dem Discovery den Sportmarkt umpflügen wollte, wirtschaftlich lohnt. Wegen der ungünstigen Übertragungszeiten dürfte das Angebot trotz der Sublizenz-Geldspritze von ARD und ZDF über Werbung und Abos nur schwer zu refinanzieren sein.

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