Auch beim NDR gibt es nach Kritik am Führungspersonal nun vorerst personelle Konsequenzen. Am Mittwochnachmittag lässt der Sender Volker Thormählen, den Direktor des Landesfunkhauses in Schleswig-Holstein mitteilen: "Norbert Lorentzen und Julia Stein haben mich am heutigen Nachmittag gebeten, sie bis auf weiteres von ihren bisherigen Aufgaben im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein zu entbinden." Thormählen habe diesem Wunsch entsprochen und sich bei ihnen für diesen Schritt bedankt. "Ich möchte der guten Ordnung halber daran erinnern, dass die Unschuldsvermutung gilt," so schließt das knappe Statement des NDR.
Der Rückzug der beiden Führungskräfte des NDR in Schleswig-Holstein folgt nach öffentlich gewordenen Beschwerden von Mitarbeitern im Landesrundfunkhaus in Kiel. Sie kritisierten, dass Führungskräfte des Hauses 2020 eine Nähe zur damaligen Landesregierung aus CDU, FDP und Grünen pflegten. Im Kern ging es dabei um die Berichterstattung über den Rücktritt des CDU-Politikers Hans-Joachim Grote. Der Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein hatte zuletzt eine Prüfung eingeleitet. NDR-Mitarbeiter forderten in einem Brief an den Landesfunkhausdirektor lückenlose Aufklärung.
Die nun von ihren Aufgaben entbundene Julia Stein war die Leiterin der Abteilung "Politik und Recherche" in Kiel. Norbert Lorentzen wurde inzwischen Chefredakteur des NDR für Schleswig-Holstein, zum Zeitpunkt des strittigen Umgangs war er Leiter des Programmbereichs Fernsehen. Die Posten von Lorentzen und Stein übernehmen vorübergehend Vize-Direktorin und Chefredaktionsmitglied Bettina Freitag und Redakteur Andreas Schmidt aus dem Bereich "Politik und Recherche".
