Süddeutsche Zeitung

Öffentlich-Rechtliche:Katja Wildermuth wird neue BR-Intendantin

Die Programmdirektorin des MDR wechselt am 1. Februar an die Spitze des Bayerischen Rundfunks.

Von Claudia Tieschky

Katja Wildermuth wird neue Intendantin des Bayerischen Rundfunks. Die 55-jährige Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks ist am Donnerstag vom Rundfunkrat zur Nachfolgerin von Ulrich Wilhelm gewählt worden. Wildermuth bekam 38 der 48 Stimmen. Sie tritt ihr Amt am 1. Februar 2021 an. Damit steht zum ersten Mal eine Frau an der Spitze des Senders.

Wildermuth gilt als eine der profiliertesten Programm-Macherinnen und -Managerinnen in der ARD. Ebenfalls kandidiert hatten der BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel und Christian Vogg, Leiter Dokumentation/Archive und "Chief Data Officer" beim Schweizerischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

"Ich bin dem Rundfunkrat sehr dankbar für diesen eindrücklichen Vertrauensbeweis und ich freue mich sehr auf den starken Bayerischen Rundfunk und die vielen hochqualifizierten und hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier im Haus und auf viele neue Begegnungen", sagte Wildermuth nach der Wahl. "Ich bin sehr gespannt." Es sei klar, dass eine herausfordernde Zeit bevorstehe, "da geht es um Finanzdebatten, um Akzeptanzdebatten, aber wenn ich mir anschaue, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BR in den letzten schwierigen Monaten auf die Beine gestellt haben, dann glaube ich, dass das eine wunderbare Stärke ist, auf die wir aufbauen können".

Der Rundfunkratsvorsitzende Lorenz Wolf erklärte bei seiner Gratulation an die neue Intendantin, dass man bei dieser Wahl ein "Luxusproblem" gehabt habe - es sei eine Entscheidung zwischen sehr guten Kandidaten gewesen. Wildermuths Vortrag sei aber so gut und überzeugend gewesen, dass sie die Abstimmung "bravourös" gewonnen habe. Ilse Aigner, die Vorsitzende des BR-Verwaltungsrats von der CSU, sagte, Wildermuth habe "nicht gewonnen, weil sie eine Frau ist, sondern sie hat durch Qualifikation überzeugt".

Am Donnerstagnachmittag hatte die Wahl eine Nachfolgerin oder einen Nachfolgers für BR-Intendant Ulrich Wilhelm, 59, begonnen. Corona-bedingt allerdings nicht im Funkhaus nahe dem Hauptbahnhof, wo der Rundfunkrat üblicherweise in einem holzgetäfelten Saal tagt. Man hatte sich, um alle Abstandsregeln einhalten zu können, auf dem BR-Gelände in Unterföhring getroffen, im Norden Münchens.

Nach zehn Jahren als Intendant tritt Ulrich Wilhelm nicht mehr für eine dritte Amtszeit an. Er scheidet Ende Januar 2021 aus. Dazu habe er sich nach reiflicher Überlegung und schweren Herzens entschlossen, teilte Wilhelm im Juli mit.

Seit der Rundfunkrat daraufhin am 17. September die Namen der drei von den Gremienmitgliedern vorgeschlagenen Personen bekannt gegeben hatte, war klar, dass die Chancen gut dafür stehen, dass der BR künftig von einer Frau geführt werden könnte.

Das war von vielen Seiten zum Ziel erklärt worden. Im Rundfunkrat hatte sich eine Gruppe zusammengefunden, für die die Grünen-Abgeordnete Sanne Kurz als Wortführerin auftrat. Ganz offenbar wurden im Vorfeld sehr viele Gespräche mit möglichen Kandidatinnen in ganz Deutschland geführt. Am Ende kam nur Katja Wildermuth auf die Liste, die Strategie war, sich hinter einer Kandidatin zu versammeln. Dass neben dem Außenseiter Vogg auch ein BR-interner Bewerber antreten würde, hat dann einige überrascht: Weil mit Albrecht Frenzel der Verwaltungsdirektor des Senders ins Rennen ging, wurde die Wahl am Donnerstag zumindest ein bisschen spannender.

Am Ende war es eine glatte Sache - Wildermuth gewann bereits im ersten Wahlgang.

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