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Obama schaut "Game of Thrones":Obama darf schon jetzt die neue Staffel "Game of Thrones" gucken

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Der US-Präsident weiß, ob Jon Snow tot ist. Und wir fragen uns: Wie viel Zeit hat Barack Obama eigentlich?

Von Robert Hofmann

In der Welt von Westeros ist unklar, wessen Armee die größte ist und wer damit seinen Anspruch auf den Thron durchsetzen kann. In unserer Realität ist das eindeutiger. Hier weiß spätestens jeder Mittelstufenschüler, dass die USA die einzig verbliebene Supermacht sind. Und dass Barack Obama ihr Präsident ist.

Wenn also dieser Präsident verlangt, als Erster die sechste Staffel von Game of Thrones schauen zu dürfen, dann zögert man beim Sender HBO, der die Serie produziert, nicht. Man lässt Obama seine Serie gucken. Und der weiß nun als Einziger, ob Jon Snow tot ist oder nicht.

Der Rest der Fans muss noch bis zum 24. April warten, sogar professionelle Kritiker bekommen vorab keine Folgen zu sehen und selbst eine kleine Riege von Super-Promis durfte auf der Weltpremiere am Sonntag lediglich die erste Folge schauen.

Serienjunkie Obama

Nun ist es nicht so, als würde man Obama diese Sonderbehandlung nicht gönnen. Immerhin ist er ein vielbeschäftigter Mann, der sicherlich auch gerne mal den Fernseher anschaltet, um abzuschalten. Und irgendwie ist es ja auch ganz sympathisch, dass er sich mit dem Rest der Welt verbrüdert, indem er sich zu seiner "Seriensucht" bekennt.

Trotzdem möchte man meinen, dem Mann, der über der "freien Welt" thront, fehle die Zeit, sich regelmäßig dem Bingewatching seiner Lieblingsserien hingeben zu können. Dazu gehören nach eigener Aussage neben Game of Thrones auch House of Cards, Homeland und True Detective.

Das sind alles gute, hochwertige Serien, aus denen sicher auch ein Präsident einiges mitnehmen kann. Aber zusammengenommen braucht man sieben Tage, zwei Stunden und 20 Minuten, um alle Folgen dieser vier Serien zu schauen. Eine komplette, schlaflose Woche vor dem Bildschirm also. Und Popcornpoppen, Fertig-Pizza-Backen und Red-Bull-Trinken ist da noch nicht einkalkuliert.

Frank Underwood nimmt sich sonntags nicht frei

Zu PR-Zwecken behaupten Politiker gerne mal, sich viel Zeit für Dinge zu nehmen, die auch die gemeine Bevölkerung regelmäßig tut. Unvergessen ist Angela Merkels Wahlkampf-Behauptung, ihr Mann beschwere sich, wenn der Streuselkuchen, den sie ihm jeden Sonntag backe, zu wenig Streusel enthalte.

So sympathisch es auch ist, wenn hochrangige Politiker backen, fernsehen oder Basketball spielen: Wollen wir wirklich glauben, dass sie am Wochenende nicht mehr für die Belange des Staates und der Welt zur Verfügung stehen, weil sie vor dem Fernseher sitzen? Weder Cersei Baratheon, strippenziehende Königsmutter in Game of Thrones, noch Frank Underwood, fiktiver Präsident in House of Cards, wirken so, als würden sie sich sonntags freinehmen.

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