"Das Internet verdrängt die klassischen Medien unweigerlich": So oder ähnlich heißt die gängige These, wenn es um die Zukunft von Fernsehen, Radio, Büchern oder der Tageszeitung geht. Stimmt gar nicht, heißt es nun aus Mannheim. Dort hat der Medienpädagogische Forschungsverband Südwest eine Studie vorgestellt, die besagt, dass sich die Nutzung klassischer und moderner Medien überhaupt nicht gegenseitig ausschließen. Jugendliche nutzen die gesamte Bandbreite. Und das Lesen von Büchern und Zeitungen liegt sogar wieder im Trend.
Rund 1200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren hatten die Forscher aus Mannheim für die repräsentative "im-Studie 2011 "Jugend, Information, (Multi-)Media" befragt. Die Ergebnisse sind überraschend. Denn wer hätte gedacht, dass Bücher in der Gunst der Jugendlichen sogar zugelegt haben?
44 Prozent sind der Studie zufolge regelmäßige Leser, 1998 waren es noch 38 Prozent. Dass Mädchen nach wie vor häufiger zum Buch greifen als Buben, überrascht dabei kaum. Eher schon, dass E-Books so gut wie überhaupt keine Rolle spielen. Nur ein Prozent der Jugendlichen nutzt sie. 42 Prozent greifen regelmäßig zu einer Tageszeitung, 18 Prozent lesen Online-Ausgaben. Wenn es um die Glaubwürdigkeit geht, liegen die Tageszeitungen auf dem Spitzenplatz, gefolgt von Fernsehen, Radio und Internet.
Internet unangefochten vorne
Zwar hat die Zahl der jungen Leser Prozentpunkte zugelegt, ganz klar vorne liegt bei den genutzten Medien aber weiterhin das Internet. 89 Prozent nutzen es täglich oder mehrmals wöchentlich. Der Tageskonsum liegt bei mehr als zwei Stunden und ist damit im Vergleich zum letzten Jahr nahezu unverändert geblieben. Ebenso viele Heranwachsende schauen regelmäßig Fernsehen, im Schnitt 113 Minuten. 78 Prozent hören regelmäßig Radio, vier Prozentpunkte mehr als 2010.
Das Internet verwenden die Jugendlichen vor allem zur Kommunikation insbesondere in sozialen Netzwerken. 78 Prozent sind mittlerweile Mitglieder in Online-Netzwerken. Populärste Plattform ist Facebook. Der Anteil der Nutzer hat sich seit dem vergangenen Jahr auf 72 Prozent nahezu verdoppelt. Der einstige Marktführer SchülerVZ kommt nur noch auf 29 Prozent.
Datenschutz wird wichtiger
Ein Problem ist weiterhin Cybermobbing: 14 Prozent der Jugendlichen berichten, dass schon einmal Falsches oder Beleidigendes im Internet über sie verbreitet wurde. 22 Prozent haben erlebt, dass jemand "fertiggemacht" wurde. Positiv ist aus Sicht der Forscher, dass immer mehr Jugendliche darauf achten, in sozialen Netzwerken nicht zu viel von sich preiszugeben. Vier Fünftel haben den Zugriff auf ihre Daten auf den Nutzerkreis der Freunde eingeschränkt. Dieser ist mit durchschnittlich 206 Freunden allerdings recht groß.