In welchem Geist die Seite stehen würde, konnte man schon ahnen, bevor sie online ging. Wer versuchte, vorab einen Blick auf ze.tt, das neue junge Angebot des Zeit-Verlags zu erhaschen, gelangte auf eine Fehlerseite - und wurde dort von der "Nyan Cat" begrüßt, dem nervigsten aller Katzen-Meme: Zu unerträglicher Musik fliegt die Katze durchs All. Seit Montag ist in einer Beta-Version auch der Rest von ze.tt online und man sieht schnell: Aus dem Netz hat man sich hier noch anderes geliehen.
Die Startseite des Web-Angebots, das sich an Nutzer zwischen Schulabschluss und erstem Jobwechsel richtet, sieht trashig und selbstgebastelt aus wie die von Buzzfeed, die ersten Geschichten erinnern an Vice: "Kuscheln schützt vorm Kotzen", oder: "Wir fragten echte 'Alpha-Kevins', ob sie diskriminiert werden". Die Langenscheidt-Jury hatte den Ausdruck, der dumme Menschen meint, von der Liste der Nominierten für das Jugendwort des Jahres gestrichen. Ze.tt hat prominente Kevins wie Spacey oder Prince Boateng angetweetet, ob sie schon mal wegen ihres Namens diskriminiert wurden. Blöd nur, dass kein einziger geantwortet hat, die Überschrift suggeriert mehr, als der Artikel liefert. Andere Texte passen zum sonstigen Angebot der Zeit: Ein Interview mit einem Brandenburger etwa, der schiffbrüchige Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet.
An einer Stelle aber hätte man sich von den Buzzfeeds und Vices dieser Welt noch mehr abgucken können. "Du findest Newsletter doof? Dann hast du unsere wöchentlichen ze.tt-Geschichten noch nicht gesehen!" heißt es an einer Stelle, anderswo lacht die Redaktion mit bunten Zetteln in die Kamera.
Auf einer Seite stehen die Namen - auf der anderen Seite Slogans von "Deine News" bis "Deine Ideen". Wo es um die direkte Ansprache geht, klingt ze.tt plötzlich wie Leo, das verlagseigene Kindermagazin. Laut Zeit Online-Chef Jochen Wegner soll ze.tt "Unordnung in unseren geordneten Onlinejournalismus" bringen. Wer aber Unordnung verbreiten will, der sollte dabei nicht klingen wie der Klassenstreber.