Süddeutsche Zeitung

Neues Magazin:Softwähr

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Wie steckt man die SIM-Karte ins Handy, ohne gewalttätig zu werden? "Smart Woman", ein Technikheft für Frauen über 50, beantwortet geduldig und anschaulich Fragen des digitalen Lebens - ohne dabei Vorwissen vorauszusetzen.

Von Carsten Matthäus

Man kann sich sehr leicht lustig machen über so ein Heft. Wenn den Leserinnen, es sollen "Frauen mitten im Leben" sein, Worte wie Software nochmal in Lautschrift (Softwähr) angeboten werden. Wenn im Inhaltsverzeichnis der Artikel "Putztipps: Danach glänzen Smartphone und Notebook wie am ersten Tag" mit einer Pril-Blume verziert ist. Wenn in einem Heft für Frauen über Fünfzig nur coole Zwanzigjährige mit Smartwatches am Arm abgebildet werden und den Damen ein paar Seiten später erzählt wird, dass sie zu einem Candle-Light-Dinner unbedingt einen Fitness-Tracker umschnallen sollten. Sehr komisch.

Andererseits ist Smart Woman - mein digitales Leben eine sehr gekonnt versteckte Nachhilfestunde. Es sieht eben nicht anders aus als das übliche Frauenmagazin mit seinen irrsinnig dürren Strahlefrauen. Aber im Text wird die Leserin, die im Leben nicht nur stundenlang auf Bildschirmen herumgewischt hat, an die Hand genommen. Geduldig und Schritt für Schritt wird ihr erklärt, wie ein neuer Rechner aus dem Karton kommt, was er in den ersten Momenten seines Lebens so tut, wann und warum er quakt. Nicht nur für ältere Frauen kann es durchaus erhellend sein, wenn auf einer Doppelseite mit vielen Bildern erklärt wird, wie man eine SIM-Karte in ein Telefon steckt, ohne gewalttätig zu werden. Wenn einmal nicht vorausgesetzt wird, dass jeder die technischen Unterschiede von iPhones und Android-Geräten locker auswendig aufsagen kann.

Kritischen Technik-Journalismus sollte man von Smart Woman nicht erwarten, auf vielen Seiten sind Produktwerbung und redaktionelle Inhalte nur schwer auseinanderzuhalten. Eines aber ist sicher: Nach der Lektüre der etwa hundert Seiten wird die Mutter so unfallfrei von Router (sprich: Ruhter) und Spam (Spämm) sprechen können, dass dem Sohn das Müsli vom Löffel fällt.

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Quelle:
SZ vom 22.03.2016
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