Neues Magazin:So einen Bart

Das Heft "Central" erklärt Großstadtphänomene wie Repair-Cafés, Urban Golf oder Supper Clubs. Keines dieser Themen ist ein Trend - jedenfalls keiner aus dem Jahr 2016. Aber richtige Städter dürften wohl auch nicht die Zielgruppe sein.

Von David Denk

Mit diesem Magazin verhält es sich ähnlich wie mit all den SUVs, die Großstädte weltweit verstopfen: Man sieht die bulligen Ungetüme im Stau oder auf Parkplatzsuche - und versteht beim besten Willen nicht, was sich Autobauer dabei denken, Modell um Modell dieser so platz- wie spritbedürftigen Stadtplagen auf den Markt zu werfen. "Querstadtein", die Zeile zum gleich vorne in Central beworbenen Auto, bringt diese Verirrung ungerührt auf den Punkt.

Aber genauso wie es Menschen gibt, die in ihrem SUV zum Supermarkt fahren, gibt es solche, die ein Magazin wie Central kaufen (besagte Anzeige impliziert eine gewisse Schnittmenge). Zumindest ist das die Hoffnung des Verlags Motorpresse Stuttgart (Men's Health), der das Heft am Dienstag erstmals herausgebracht hat.

Angekündigt als "Magazin für urbanen Lifestyle", enttäuscht das damit befasste Ressort auf ganzer Linie: Urban Golf, Repair-Cafés, Supper Clubs, Vollbärte: Keines dieser Themen ist neu, geschweige denn ein Trend - zumindest keiner aus dem Jahr 2016. Die Zusammenstellung erweckt eher den Eindruck einer Art Reader's Digest für alle, die endlich mal wissen wollen, was es beispielsweise mit diesem Tinder auf sich hat. Central ist ein Magazin für Zaungäste - wer in der Großstadt lebt (und nicht tagein, tagaus mit verbundenen Augen herumläuft), erfährt wenig Neues.

Besser gefallen da schon die Rubriken "Urban Mobility" und "Urban Concepts" - auch wenn die meisten Texte wie der über bezahlbaren Wohnraum an der Oberfläche kratzen oder man der eigenen Themensetzung nicht traut: Der Besuch in einer alten Parkgarage in Siena wird zwanghaft an einen (vermeintlichen) Trend geknüpft: "Urban Exploration, kurz Urbex, heißt das neue Zauberwort der Stadterkundung."

So wenig von der Vorfreude auf die Lektüre beim Zuklappen übrig geblieben ist: Diese Produktenttäuschung ist wohl ganz normal. Ein richtiger Playboy dürfte kaum den Playboy kaufen - und wenn doch: dann nur ein einziges Mal.

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