Neue Zeitschrift "Cato":Rechte Gedanken in neuem Gewand

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Das Magazin Cato erscheint in einer Auflage von 50 000 Exemplaren sechsmal im Jahr. (Foto: Cato Magazin)

Das Magazin "Cato" richtet sich äußerlich gepflegt an die neue Rechte. Doch die Redaktion hat Verbindungen zu altbekannten Figuren.

Von Johan Schloemann

Wer das drängende Problem hat, dass ihm das Magazin Cicero schon wieder zu links geworden ist, und wer mit der sogenannten neuen Rechten endlich aus der Schmuddelecke heraus will, für den gibt es jetzt die Zeitschrift Cato, das nächste Römer-Blatt. Es erscheint in einer Startauflage von 50 000 Exemplaren, und zum Einführungspreis von nur sechs Euro bekommt man damit alle zwei Monate viel auf einmal: ein "Magazin für neue Sachlichkeit", ein "meinungsbildendes Medium, das für den vergessenen Wert des Bewahrens eintritt" sowie eine "Arche für die Stürme von morgen".

Das Heft ist wertig gestaltet und angeblich geschichtsbewusst. Es hat äußerlich eine gepflegte Kundschaft im Blick und kommt vordergründig nicht als lautes Kampfblatt daher, sondern als kultivierte, sinnliche Sammlung von Essays, Features und Feuilletons. Hinter der gediegenen Hülle stecken allerdings führende Köpfe der neuen Rechten. Deren Netzwerke haben sich zwar so verästelt und zum Teil in persönlichen Animositäten entzweit wie einst die K-Gruppen der Siebzigerjahre, ja sie bestehen sogar auf gewissen Unterschieden in den intellektuellen Nuancen - doch wenn es zum Schwur kommt, kochen sie alle an derselben trüben Suppe mit.

Streit um die Frage, wie revisionistisch und reaktionär man sein solle

Cato ist nämlich eine Art Ableger der Jungen Freiheit. Dieter Stein, Chef des Wochenblatts, ist mit dessen Verlag als Gesellschafter am neuen Cato-Verlag beteiligt, und zugleich ist er Stiftungsratsvorsitzender der "Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung", die nicht bloß mit Geld hilft, sondern auch mit Platz für die Cato-Redaktion im Gebäude ihrer "Bibliothek des Konservatismus" in der herrschaftlichen Berliner Fasanenstraße.

Tapferer Mitstreiter ist auch Karlheinz Weißmann, ein bekannter rechtsnationaler Buchautor und Junge Freiheit-Kolumnist, der einst mit Götz Kubitschek ( Sez ession und Antaios-Verlag, Schnellroda) zusammen das "Institut für Staatspolitik" gründete, sich aber mit diesem ein wenig zerstritten hat über die Frage, wie revisionistisch und reaktionär man denn nun genau sein solle. Geschäftsführer bei Cato ist wiederum ein gewisser Hendrik Schundau, der bisher nur kaufmännischer Leiter bei der Jungen Freiheit war. Und dann wäre da noch der Chefredakteur: Andreas Lombard. Der hieß bis 2013 Andreas Krause Landt und ist ein abgedrifteter Germanist, Historiker, Philosoph und Publizist, der bei "Manuscriptum" den Landt-Verlag gründete - dort ist soeben die Neuauflage von Alexander Gaulands " Anleitung zum Konservativsein" herausgekommen. Lombard hat ebenda zuletzt das Buch " Homosexualität gibt es nicht" veröffentlicht und sich zudem den zweifelhaften Ruhm erworben, mit Akif Pirinçci die Idee zu dessen Hetzschrift " Deutschland von Sinnen" (2014) entwickelt zu haben.

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Diese Verbindungen muss man so ausführlich aufdröseln, weil Cato mit ihnen nicht gerade hausieren geht. Die Tendenz wird aber auch schnell am Inhalt des ersten Heftes klar: Da liest man eine Kritik moderner Architektur, eine Homestory beim Bombenkrieg-Historiker Jörg Friedrich, Rubriken wie "Gefährdete Gesten" (erste Folge: "Der Händedruck") und "Was ist deutsch?" sowie eine Verteidigung des ebenfalls abgedrifteten Historikers Rolf Peter Sieferle (" Finis Germania") aus der Feder des Chefredakteurs. Außerdem darf Nicolaus Fest, Bundestagskandidat der AfD in Berlin-Wilmersdorf/Charlottenburg, erklären, warum der Begriff "Lügenpresse" angemessen und das Land vor der "Landnahme durch Invasoren" zu retten sei.

Traurig ist an Cato viel, besonders aber die Ineinssetzung von Geschichtsinteresse und rechter Paranoia. Das Magazin heißt nach Cato dem Jüngeren, der zum Symbol altrömischer Tugenden wurde und 46 vor Christus den Freitod der Gefangennahme durch Julius Cäsar und dem Untergang der römischen Republik vorzog. Sollte sich diese Art von pseudofeiner Publizistik auch demnächst in ihr eigenes Schwert stürzen wollen - bitte.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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