Neues Frauenmagazin "Season":Völlig ungestresst

Entschleunigung am Kiosk: Auf 220 matten und sehr eleganten Seiten verspricht das neue Frauenmagazin "Season" seinen Leserinnen, irgendwie entspannter zu sein als andere Titel. Das ist bei den vielen Luxus-Promi-Fashion-Zeitschriften auf dem Markt zwar eine gute Idee. Herausgekommen ist jedoch ein Heft, das ein bisschen fad ist.

Katharina Riehl

Das wohl erfolgreichste neue Magazin der vergangenen Jahre hat in seiner aktuellen Ausgabe die Themen "Kraniche" und "Häcksler für Kleinholz" auf dem Titel. 886.355 Exemplare von Landlust hat der Münsteraner Landwirtschaftsverlag im vierten Quartal 2011 verkauft, die Auflage lag über der des Wochenmagazins Stern. Sogenannte Trendforscher, die den Erfolg des naturidyllischen Titels zu erklären versuchen, sprechen in diesem Zusammenhang gerne von "Entschleunigung".

Frauenzeitschriften

Das Problem von Season ist, dass man dieses völlig ungestresste Magazin ziemlich schnell durchgelesen hat. Bleibt mehr Zeit zum Einkaufen, bei Season oder sonstwo. Es wird ja Frühling.

(Foto: dpa)

Season heißt das neue Heft, das Gruner + Jahr (Brigitte, Gala) von diesem Dienstag an an die Kioske legt, und ziemlich entschleunigt ist es auch. "Eine Art Geheimwaffe gegen das Chaos, gegen den Informationsoverkill" verspricht Chefredakteurin Bettina Wündrich, und dass Season, das Magazin, auch irgendwie "entspannt" sei.

Entwickelt wurde Season von einem externen Team um den ehemaligen Condé-Nast-Manager Markus Schönmann, auch Chefredakteurin Wündrich hat schon für die Münchner Hochglanz-Konkurrenz gearbeitet und für Condé Nast einst Glamour mitaufgebaut. Als direkter Angriff auf die Luxus-Promi-Fashion-Magazine der amerikanischen Verlagstochter ist Season aber ganz offensichtlich nicht zu verstehen.

Erkennen soll man die Entspanntheit des Hefts schon daran, dass es nur alle zwei Monate erscheint, thematisch immer orientiert an der jeweiligen Jahreszeit (Season) - dass sich also niemand gestresst fühlen muss, die 220 matten und sehr eleganten Seiten allzu flott durchzuarbeiten. Das ist für eine neue unter unzähligen deutschen Frauenzeitschriften keine schlechte Idee, es ist nur ein etwas fades Heft dabei herausgekommen.

In vier große Ressorts ist Season unterteilt, und etwas verwirrend ist die Tatsache, dass der Titel über den ersten 70 Seiten ohne weiteres über dem ganzen Magazin stehen könnte. "Schön zu haben" nennt sich der Teil des Hefts, in dem es kaufbare Hosen, Messer oder Kissen zu betrachten gibt.

Lange Lesegeschichten gibt es kaum

Im Ressort "In Season" gibt es dann Frühlingsjacken, Fahrräder und Vasen, in "Macht das Leben bunter" Businessmode und Wiesendüfte. Und weil die Leserinnen von Season ja nicht über die Maßen beansprucht werden sollen, können so gut wie alle hier zu betrachtenden Gegenstände im Season-Online-Shop gekauft werden.

Lange Lesegeschichten, die in einem zweimonatlichen Magazin ja durchaus die Chance hätten, auch tatsächlich gelesen zu werden, gibt es in Season kaum. Die Rubrik "Menschen", in der es nicht um unterschiedlichste Kaufempfehlungen geht, ist nur 18 Seiten lang und handelt ohne erkennbaren Schwerpunkt vom Verzichten-Lernen und von einer Begegnung mit dem Ex-Freund, der keinen Sex mehr wollte. Das Problem von Season ist, dass man dieses völlig ungestresste Magazin ziemlich schnell durchgelesen hat. Bleibt mehr Zeit zum Einkaufen, bei Season oder sonstwo. Es wird ja Frühling.

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