Süddeutsche Zeitung

Neues Frauenmagazin "Cover":Wieder en vogue

Es kracht in jeder Hinsicht: Mit teurer Mode, Schicksalsreportagen und einem Interview mit Penélope Cruz, besinnt sich Burda mit "Cover" auf das Konzept des klassischen Frauenmagazins.

Katharina Riehl

Man ist als Leser eines neuen Magazins heute ja fast verwirrt, wenn auf dem unbekannten Heft nicht schon im Titel steht, wer genau es lesen soll. Die vergangenen Jahre - nachdem die Medienkrise viele etablierte Hefte dahingerafft hatte - haben größtenteils Titel für sehr genau definierte Zielgruppen hervorgebracht: Bräute, hippe reiche Eltern oder Frauen über 40.

Eine Woche nachdem der Burda-Verlag (Focus, Bunte) sein Heft für ältere Frauen, die Freundin Donna, nach einjähriger Testphase in Serie geschickt hat, kommt, wieder zunächst versuchsweise, ein weiteres Magazin an den Kiosk: Es heißt Cover, ist außen trenchcoatfarben und innen sehr bunt - und das hauseigene Gegenangebot zum Garten-Falten-Küchenpflege-Heft Donna.

Cover sieht, das muss man sagen, einfach gut aus: das Titelbild mit Penélope Cruz, die Fotos, die Schrifttypen, die Kleider. Es ist ein schönes Heft. Und bemerkenswert ist es auch: Es ist noch gar nicht lange her, dass das Prinzip Frauenzeitschrift quasi für tot erklärt wurde. Vor fast genau zwei Jahren stellte zum Beispiel Burda sein Magazin Amica ein. Das war zwar noch mehr auf Mode und Shopping-Tipps ausgerichtet als Cover - man darf aber trotzdem eine Art Rückbesinnung vermuten.

Patricia Riekel, Chefredakteurin des People-Klassikers Bunte und Herausgeberin von Cover, kündigte bei der Heftpräsentation in München quietschvergnügt ein Heft an, das - na klar - so noch nie dagewesen sei: "ganz neu, nicht abgekupfert". Das ist natürlich Unsinn. Das Heft heißt schließlich Cover (was nicht nur "Heftvorderseite" sondern auch "Nachahmung" bedeutet), und der Schriftzug darauf sieht irgendwie dem der Vogue (Condé Nast) schon erstaunlich ähnlich.

Cover ist vielmehr ein so klassisches Frauenmagazin, wie es schon länger nicht mehr neu auf den Markt gebracht wurde. Es ist diese Mischung aus Schicksalsreportagen, Porträts von Schauspielern und ein paar starken Frauen, die den Leserinnen irgendwie ein Vorbild sein sollten. Es gibt Urlaubstipps, Design, alles zwischen vielen Schuhen, Cremetöpfchen und Kleidern. Optisch findet man Elemente, die an die bereits genannte Vogue erinnern oder auch an die von Condé Nast in Deutschland kurz und erfolglos getestete Vanity Fair (jedes Heftkapitel hat eine eigene Aufschlagseite). Es ist ziemlich klar, um welche Leserinnen Burda hier wirbt.

Cover ist deshalb gelungen, weil es in jeder Hinsicht irgendwie kracht. Die Mode ist so teuer wie in der Vogue, die interviewten Stars heißen Penélope Cruz und Christoph Waltz, es gibt Geschichten über Mord und radikale Fastenmethoden. Erfunden wurde Cover von Michaela Mielke, die Burda 2010 als Entwicklungsredakteurin ins Haus holte. Mielke war zuvor Chefredakteurin bei Jolie - ein Frauentitel mit weniger Glamour-Anspruch. Cover will nun als Leserinnen "tolle Frauen ab 30, die sich etwas leisten können", sagt Michaela Mielke. Auch Bräute, hippe Mütter und vielleicht sogar Frauen über 40. Man nimmt gerne wieder alles.

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Quelle:
SZ vom 15.04.2011/fort
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