Es gibt eine Szene in der ersten Folge von The Muppets, in der Kermit und Miss Piggy über ihre Trennung im August nach 40 Jahren Beziehung sprechen. Die Begegnung ist witzig und spritzig, doch dann sagt Piggy: "Wo wir schon mal ehrlich sind: Ich weiß nicht, was du an deiner neuen Freundin findest - und außerdem bist du ziemlich fett geworden."
Sie stürmt davon, Kermit sagt in die Kamera: "Als wir ein Paar waren, da fand ich sie unberechenbar und spontan und schrullig, das war irgendwie sexy. Aber nimmt man die Romantik raus, dann ist sie einfach nur eine Wahnsinnige." Der Gentleman-Frosch und das charmante Schwein sprechen mittlerweile wirklich so mit- und übereinander. Schön ist das nicht.
Die bei allen Kabbeleien stets augenzwinkernde Heiterkeit fehlt in dieser neuen Show ebenso wie die Leichtigkeit von Miss Piggy. Wie sie selbstbewusst zwischen realer und fiktiver Welt wandelt, wie sie mit Johnny Cash singt oder mit Roger Moore knutscht, wie sie einen Preis für Frauenrechte lakonisch abtut als "Highlight in der Abfolge von Highlights, aus denen mein Leben besteht".
Es spricht nicht gerade für die amerikanische Fernsehkultur, dass nach all den Wechselspielen bei den Gastgebern von Late-Night-Shows eine fiktive Sau die einzige Frau ist, die eine Spätabendsendung auf einem der bedeutenden Sender moderiert - es spricht aber sehr wohl für Miss Piggy.
"Up Late with Miss Piggy" heißt dieses Format, das in die Neuauflage der Muppet Show eingebettet ist, die seit vorigem Dienstag zur besten Sendezeit auf ABC zu sehen ist.
Die Persiflage scheitert, weil sie sich selbst zu ernst nimmt
Es handelt sich um eine Mockumentary, eine Pseudo-Doku - ein Format, das derzeit aufgrund des Erfolgs von Sendungen wie The Office, Parks and Recreation, Modern Family oder in Deutschland Stromberg überaus populär ist. Kermit ist der Chef dieser chaotischen Sendung, Piggy der Star - auch alle anderen Figuren wie Fozzie Bär und Gonzo sind dabei.
Es soll eine Persiflage auf die Unterhaltungsindustrie sein, die in der ersten Folge jedoch scheitert, weil sie sich selbst viel zu ernst nimmt. Piggy wird als unsympathische Grantlerin gezeigt, Kermit leidet an einer gewaltigen Midlife-Crisis ("Mein Leben ist die in Speck eingewickelte Hölle"), alle Figuren werden derart erwachsen und ernsthaft dargestellt, dass selbst die vielen guten Gags verpuffen.
Das ist schade, hatte Produzent Bill Prady ( The Big Bang Theory) doch einst bei Muppets-Erfinder Jim Henson gelernt, dass es gar nicht verkehrt ist, auch mal nur Blödsinn zu machen, weil Blödsinn irrsinnig witzig ist.
Der Zuschauer will den Frosch und das Schwein charmant finden
In dieser Woche werden der Musiker Josh Groban (an dem Piggy interessiert sein soll), der Komiker Jay Leno und der Autor Reza Aslan zu Gast sein. Die zweite Episode ist bereits deutlich leichter und heiterer, schließlich will der Zuschauer den Frosch und das Schwein charmant finden.
Vor allem aber will er am Ende über die bissigen Kommentare der Logen-Misanthropen Waldorf und Statler herzlich lachen - und nicht sagen: Wow, irgendwie haben die beiden Recht.
The Muppets, jeden Dienstag auf ABC TV, 8 pm, Eastern Time.