Neue Staffel "House of Cards":Moskau spielt nicht mit

Kevin Spacey in der Netflix-Serie "House of Cards"

Kevin Spacey als Frank Underwood in einer Szene aus House of Cards.

(Foto: Sony)

Für die nächste Staffel der US-Serie "House of Cards" waren Dreharbeiten im UN-Hauptquartier in New York geplant - doch russische und chinesische Diplomaten sperrten sich. Dafür könnten sich die Autoren des Scripts nun rächen.

Von Ronen Steinke

Es ist das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen. An seinem hufeisenförmigen Tisch sind schon Militäreinsätze in Korea, Somalia oder am Persischen Golf beschlossen worden. Doch was die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats in der Nacht zum Mittwoch beschäftigt hat, brachte einige von ihnen offenbar richtig ins Grübeln: Sollen die Macher der amerikanischen Fernsehserie "House of Cards" hier für ihre dritte Staffel filmen dürfen? Das vorläufige Ergebnis im Sicherheitsrat ist, wie zuletzt recht oft, ein Patt. Eine Blockade durch die Vetomächte Russland und China. Das geht aus internen E-Mails hervor, die der Korrespondent der amerikanischen Zeitschrift Foreign Policy, Colum Lynch, einsehen konnte.

Dass die Vereinten Nationen Filmleute abblitzen lassen, ist neu. Die Fotografin Annie Leibovitz durfte erst kürzlich im Saal des Sicherheitsrats die damalige UN-Botschafterin der USA, Susan Rice, für die Zeitschrift Vogue ins rechte Licht setzen.

Ein Filmteam aus Frankreich durfte den Raum gar für eine Satire nutzen. Im Film "Quai D'Orsay", der 2013 in die französischen Kinos kam, dient er als Kulisse für einen selbstherrlichen, silbermähnigen Pariser Außenminister. Nur Frank Underwood, der fiktive amerikanische Politiker aus "House of Cards", den Oscarpreisträger Kevin Spacey als brutal effizienten Zyniker spielt, ist jetzt unerwünscht.

Bislang war die Abmachung zwischen Kreativen und Diplomaten: Geschauspielert wird nur nachts, wenn der Sicherheitsrat nicht tagt. So hatten es auch die Macher von "House of Cards" zugesichert. Drehen wollten sie im August, wenn die meisten Botschafter im Urlaub sind.

Im August werden turnusmäßig die Briten den Sicherheitsrat leiten, und deren Vertreter Michael Tatham war bereit, die Filmer hereinzulassen. Dies würde "eine ausgezeichnete Gelegenheit schaffen, ein weltweites Publikum auf die Arbeit des Sicherheitsrats aufmerksam zu machen", schrieb er am vergangenen Donnerstag per E-Mail an seine Botschafter-Kollegen. Wer Einwände habe, solle sich bitte bis Dienstag 18 Uhr (Ortszeit) melden.

Es geht um Krieg

Weniger als eine halbe Stunde vor Ablauf dieser Frist, so berichtet Foreign Policy, antwortete der russische Diplomat Mikael Agasandyan: "Nach reiflicher Überlegung" sei man zu der Ansicht gekommen, dass die Räumlichkeiten des Sicherheitsrats den Diplomaten "jederzeit und auch kurzfristig zur Verfügung stehen sollten" - kein Platz also für irgendwelche Filmkünstler. China schloss sich an, mit einem zweiten Argument: Erst wolle man das Drehbuch sehen. In der abgelaufenen zweiten Staffel von "House of Cards" hatte ein korrupter chinesischer Geschäftsmann eine unschöne Rolle gespielt.

Umso gespannter werden Fans der Serie darauf achten, ob sich die Drehbuchautoren mit Spitzen gegen Russland oder China rächen. Wenn man die britische Vorlage für die Serie als Indikator nehmen darf, die gleichnamige BBC-Sendung aus den Neunzigerjahren, dann werden sich die Dinge in der dritten Staffel ohnehin verdüstern: Die Hauptfigur Frank Underwood ist dann auf dem Höhepunkt der Macht, von wo Frank nicht mehr nach oben sticheln, sondern nur noch nach unten treten kann.

Inhaltlich geht es, das verrät das Interesse am Drehort UN-Sicherheitsrat, um Krieg.

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