Neue Serie mit Michael J. Fox:Es darf gelacht werden

The Michael J. Fox Show - Season Pilot

Michael J. Fox als Mike Henry in The Michael J. Fox Show

(Foto: Eric Liebowitz/NBC)

In der Serie "The Michael J. Fox Show" spielt der an Parkinson erkrankte Schauspieler quasi sich selbst. In den ersten Folgen geht es hauptsächlich um seine Krankheit - und um die Frage: Darf das lustig sein?

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Witze über Krankheiten sind eine heikle Angelegenheit. Wenn sie nicht funktionieren, dann sind sie nicht nur nicht lustig, sondern verstörend, verletzend, beleidigend. Da steht nun also der Protagonist dieser neuen Sitcom in der Küche und versucht, ein Glas mit Gurken zu öffnen. Seine Hände zittern, er scheitert an dieser scheinbar leichten Aufgabe, weil er an Parkinson leidet. Ist das lustig? Darf man darüber lachen?

Der Darsteller der Figur ist Michael J. Fox, die Sendung heißt The Michael J. Fox Show. Er verkörpert Mike Henry, der seinen Beruf als Nachrichtensprecher eines Lokalsenders aufgibt, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Fünf Jahre später beschließt er, wieder arbeiten zu wollen. Fox spielt in der Serie sich selbst - und seine Botschaft lautet: Ja, es ist in Ordnung, darüber zu lachen.

"So sind einfach die Tatsachen", sagt Fox, "ich brauche nun einmal drei Minuten, um ein paar Eier von einem Ort zum anderen zu bringen - wenn man das akzeptiert hat, dann wird es lustig." So geht Fox mit seiner Krankheit um, er erzählt auch gerne die Geschichte, wie er aufgrund seiner zitternden Hände falsche Telefonnummern ("911" statt "917") wähle und deshalb ein Mal dafür sorgte, dass die Polizei sein Haus in New York stürmte.

Fox hat eine Menge zu erzählen, er tut es von nun an am Donnerstagabend auf dem Sender NBC - und tritt damit in direkte Konkurrenz zu Robin Williams, der auf CBS mit der Sitcom The Crazy Ones ebenfalls zu seinen TV-Wurzeln zurückkehrt. Williams verkörpert den neurotischen Inhaber einer Werbeagentur, der ständig Kämpfe mit seiner Tochter (dargestellt von Sarah Michelle Gellar) ausficht.

Duell zweier Schwergewichte

Zwei Schwergewichte im Showgeschäft duellieren sich da, beide waren einst äußerst erfolgreiche Fernsehkomiker (Fox in Family Ties, Williams in Mork & Mindy) und hatten danach jeweils eine noch erfolgreichere Karriere auf der großen Leinwand. Dass beide nun wieder Hauptrollen in Sitcoms übernehmen, wurde von den jeweiligen Sendern exzessiv beworben.

Die Geschichte von Fox ist - auch aufgrund seiner Krankheit - die wohl interessantere. Nachdem er die Serie Spin City verlassen hatte (sein Nachfolger war Charlie Sheen), zog er sich jahrelang zurück, ehe er wieder Gastrollen in Serien (Scrubs, Boston Legal, Curb Your Enthusiasm) übernahm. Für seinen Auftritt in Rescue Me bekam er im Jahr 2009 den Emmy, für den in The Good Wife wurde er drei Mal in Folge nominiert.

Wohfühl-Sitcom ohne Schenkelklopfer

Nun also wieder eine Hauptrolle in einer Serie, NBC hat bereits 22 Folgen der ersten Staffel bestellt und wird The Michael J. Fox Show Zeit zur Entwicklung geben. Die Gags der ersten Folgen drehen sich arg um die Parkinson-Krankheit - einmal scläft Mike während eines Interviews mit einem Politiker ein.

"Die Leute sollen in diesen Momenten nicht denken: ,Habe ich jetzt etwas Falsches gemacht?'" Ein Freund habe mal gesagt, dass man ein Lachen nicht zurücknehmen könne: "Es ist da draußen und zu spät." Man darf also über die Serie lachen. Bleibt die Frage: Kann man auch über diese Serie lachen?

Nett, nett, witzig

Es ist eine nette Serie mit einem netten Hauptdarsteller und unglaublich witzigen Nebenfiguren (gespielt von Betsy Brandt, bekannt aus Breaking Bad, und Wendell Pierce aus The Wire). Sie ist lustig - aber nicht so frech wie We are Men (mit Monk-Darsteller Tony Shalhoub), nicht so anarchistisch wie Brooklyn Nine-Nine (mit Andy Samberg aus Saturday Night Live) und nicht so verrückt wie The Crazy Ones.

The Michael J. Fox Show wirkt ein wenig wie aus der Zeit geraten, weil es eine Wohlfühl-Sitcom ist, bei der sich die Zuschauer nicht auf die Schenkel klopfen und angewidert wegsehen, sondern sich auf dem Sofa zurücklehnen, ein wenig schmunzeln und darüber freuen, dass es Michael J. Fox und seiner Figur gut geht.

Es wird in den kommenden Folgen, so das Versprechen der Produzenten, weniger um Parkinson gehen, sondern mehr um den Konflikt, mit dem sich viele Familienväter identifizieren können: Da beschließen sie, weniger zu arbeiten und mehr Zeit mit Frau und Kindern zu verbringen - und stellen fest, dass Frau und Kinder tierisch davon genervt sind. Dieser Fokus ist eine Aussicht auf zahlreiche köstliche Momente, über die man lacht, weil man sie kennt.

Und um die wichtigste Frage zu beantworten: Ja, Witze über Parkinson können urkomisch sein - wenn sie von Michael J. Fox dargestellt werden.

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