Süddeutsche Zeitung

Neue RTL-Serie "Die Trixxer":"Macchiato-Macho" und sein iBooster

RTL unternimmt den eigentlich ehrenwerten Versuch, der gegenwärtigen amerikanischen Serienqualität etwas Deutsches abzugewinnen. Eine Gruppe mehr oder weniger idealistischer Robin Hoods versucht in "Die Trixxer", halbseidenen Typen aus Politik und Wirtschaft das Handwerk zu legen. Doch dabei kommt nur völliger Unsinn heraus.

Martin Wittmann

Zuweilen beschweren sich gestandene Schauspieler, dass sie während ihrer harten Ausbildung an einschlägigen Schulen Gegenstände zu spielen hatten. Stühle zum Beispiel. Tatsächlich klingt diese Übung recht abstrakt - deshalb sollte man Die Trixxer sehen. Nach 90 Minuten Hölzernheit, insbesondere der von Sophia Thomalla, weiß man, zu was ehrgeiziges Möbelspielen befähigt.

Von vorne: Die angebliche Geschichte dieses RTL-Movies dreht sich also um die Trixxer. Das ist eine Gruppe mehr oder weniger idealistischer Robin Hoods, bestehend aus drei Männern und einer Frau: Mirko Lang spielt den coolen Jungen mit der Lederjacke und ordentlich Pfeffer in den Lenden. Gregor Törzs gibt den vermeintlich wandlungsfähigen Älteren, der eine Kaffeebar führt und deswegen "Macchiato-Macho" (das ist die Komödie in Krimikomödie) genannt wird.

Reiner Schöne spielt den krawattentragenden Alten, der aussieht wie einer, der Rolf Eden einen Gebrauchtwagen andreht. Und Anja Nejarri spielt die Tochter des Alten, die der Gruppe mehr mit ihren Kurven als ihrer LKA-Erfahrung hilft. Wobei eigentlich? Im vorliegenden Fall soll eine Rentnergang um Pflegerin Anna (Thomalla) die drei Millionen Euro zurückbekommen, um die sie Waffenschieber Brahms betrogen hat.

Der Erfolg ihres ersten Versuchs - die Trixxer verkaufen Brahms ein Boot, das ihnen gar nicht gehört - ist nur von kurzer Dauer, und so müssen die Rächer einen noch ausgeklügelteren Plan und damit die Drehbuchschreiber Christoph Darnstädt und Ulf Tschauder einen noch unglaublicheren Plot entwerfen.

Der mit allen Wassern gewaschene Brahms soll nun mit der erfundenen Erfindung eines neuen Energiespeichers in die Falle gelockt werden. Denn: "Energie ist das Thema der Zukunft", so der Alte bei einer Strategiebesprechung, "gerade für Waffenschieber". Aha. Aber "Energiespeicher" höre sich doch viel zu unsexy an, wirft nun der junge Rotzlöffel ein. "Wie wär's denn mit Gigabatterie. Oder iBooster. Der Mann muss drei Millionen dafür hinblättern, das Ding muss blinken, biepbiep machen."

Soviel sei verraten: Der Waffenschieber fällt darauf rein und einigt sich auf das Geschäft über genau drei Millionen Euro - mit einer Gruppe, die ihre Identität nicht zu verschleiern versucht und ihm kurz zuvor drei Millionen klauen wollte. Man braucht ein respektables Maß an Respektlosigkeit, um so einen Unsinn zu verbreiten.

Das alles wäre kaum der Rede wert, stünde Dennis Satins Film nicht für den ehrenwerten Versuch von RTL, der gegenwärtigen amerikanischen Serienqualität etwas Deutsches abzugewinnen. Zu was RTL fähig ist, wurde mit Doctor's Diary bewiesen. Doch statt weiterer DD-Fortsetzungen werden nun womöglich die Trixxer produziert - wenn, Gnade uns Gott, der Pilotfilm ein Erfolg wird. So verlöre RTL gegenüber den Öffentlich-Rechtlichen, Sat 1 (Danni Lowinski) und Pro Sieben (Stromberg) an Boden im schwierigen Serienfach - was dem Sender vermutlich egal wäre, weil er mit anderen Programmen erfolgreich ist.

Das Witzigste an Die Trixxer ist noch der Anspruch des Produzenten Jan Richard Schuster: "Mit dieser Serie haben wir einen Nerv unserer Gesellschaft getroffen. Da, wo Gesetze gegen gerissene Banker, windige Manager oder halbseidene Typen aus Politik und Wirtschaft nicht mehr wirken, treten die Trixxer auf den Plan. Sie sind moderne Märchenhelden vor sehr realistischem Hintergrund."

Tatsächlich: Nur wer in einem biependen iBooster einen realistischen Hintergrund sieht, kann diesen Film aushalten.

Die Trixxer, RTL, Donnerstag 20.15 Uhr

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SZ vom 29.12.2011/rela/gr
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