Süddeutsche Zeitung

Neue Mohammed-Karikaturen:Verkaufen ist alles

Zuletzt machte "Charlie Hebdo" im September mit Mohammed-Zeichnungen auf sich aufmerksam. Nun setzt das französische Satireblatt schon wieder auf Provokation - mit einem Comic-Sonderheft über das Leben des Propheten.

Von Joseph Hanimann

Der Zeitpunkt für einen neuen Mohammed-Jux erschien nach dem Heft vom vergangenen September zum gleichen Thema selbst den Zeichnern der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo etwas zu früh. So entschieden sie sich diesmal für ein Comic-Sonderheft über das Leben des Propheten. Seit Mittwoch ist der vom Charlie-Herausgeber Charb gezeichnete und von einem Religionssoziologen namens Zineb mitverfasste Band La vie de Mahomet im Verkauf.

Es erzählt umständlich mit mäßig amüsanten Anekdoten auf 60 Seiten den ersten Lebensabschnitt des Propheten und sucht nach Charlie-Manier, mit schlaffen Pimmeln, wabernden Busen und dem gebührlichen Aufgebot an Schweinen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Keine Provokation, keine Satire, sondern Unterhaltsames über einen Mann, von dem man hierzulande viel zu wenig wisse, so versichert es der Religionssoziologe im Vorwort. Zum Erweis der angeblichen Ernsthaftigkeit fährt der Band im Anhang mit gelehrten bibliografischen Fußnoten auf.

Die Reaktionen von islamischer Seite sind bisher so gut wie inexistent. Es ist, als wären die Frommen diesmal schlauer als die Frechen. Sollte das auch in den nächsten Tagen so bleiben, werden die in die Jahre gekommenen, ewig halbwüchsigen Spaßmacher von Charlie Hebdo mit ihren Ladenhütern von Sex und Blasphemie eine neue Zielgruppe suchen müssen, um die Verkaufszahlen ihres Blättchens zu steigern.

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SZ vom 03.01.2013/ihe
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