Neue Journalistenschule im Bauer-Verlag:Jung und willig

Billige Arbeitskraft oder bestmögliche Ausbildung? Warum der Bauer-Verlag nun auch eine Journalistenschule gründet - und was dem Deutschen Journalistenverband daran nicht gefällt.

Katharina Riehl

Am Montagabend dieser Woche feierte die Bauer Media Group (Bravo, TV Movie) in Hamburg und in Anwesenheit der Verlegerfamilie und Bürgermeister Olaf Scholz die Eröffnung ihrer eigenen Journalistenschule. Demnächst werden dort die ersten 20 Nachwuchsjournalisten ausgebildet. "Mit der Gründung der Journalistenschule investiert die Bauer Media Group in die Ausbildung und Förderung ihres Nachwuchses und damit in eine langfristige erfolgreiche Zukunft", erklärt der Verlag.

Journalistenschule in Hamburg eröffnet

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD, vorne r.) verabschiedete sich an diesem Montag von der Verlegerin der Bauer Media Group, Yvonne Bauer (vorne l.),  während einer Veranstaltung zur Eröffnung der Journalistenschule der Bauer Media Group in Hamburg. Im Hintergrund stehen Schüler der Journalistenschule. Eingebunden in eine Stammredaktion, soll den Schülern dort innerhalb von zwei Jahren das journalistische Handwerk vermittelt werden.

(Foto: dpa)

Bislang bildete Bauer pro Jahrgang bis zu 15 Volontäre aus. Bezahlt wurden sie nach Tarifvertrag, der 1769 Euro im ersten Jahr, 2001 Euro im zweiten Jahr vorsieht. Die Vergütung an der Journalistenschule, die wie das Volontariat zwei Jahre dauert, beträgt 1000 Euro. Neben jeweils vier Wochen Theorie pro Semester wird den Schülern in einer Stammredaktion und vier weiteren Stationen, so der Verlag, "das journalistische Handwerk umfassend vermittelt". Sie "lernen die komplexen Abläufe in einer Redaktion kennen und schreiben eigenverantwortlich Artikel".

Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) merkt nun kritisch an: Der geltende Tarifvertrag sei für die Auszubildenden, die in der Regel ein abgeschlossenes Studium mitbrächten, "die zumutbare untere Einkommensgrenze". Eine Sprecherin erklärte: "Der DJV hält es für angemessen, wenn an Journalistenschulen die gleichen finanziellen Rahmenbedingungen gelten, wie sie in den Tarifverträgen über das Redaktionsvolontariat für das jeweilige Medium geregelt sind." Insgesamt gebe es "eine neue Entwicklung, mit der die geregelte Ausbildung nach einem Tarifvertrag ausgehöhlt wird".

Bauer-Ausbildungsleiter Sven Vogt erklärte, Inhalte und Angebote der zweijährigen Ausbildung in der Journalistenschule gingen "deutlich über das bisherige Volontariat hinaus". Und: "Mit der Höhe unserer Ausbildungsvergütung liegen wir in einem guten Mittel ähnlicher Ausbildungsmodelle."

Das stimmt. RTL bildet seinen journalistischen Nachwuchs in Volontariaten, aber auch in der RTL-Journalistenschule aus. Dort bekommen die Schüler 800 Euro "Lehrgangsbeihilfe", können ein zinsloses Darlehen über 500 Euro beziehen, RTL übernimmt die Miete bei Praktika außerhalb Kölns. Zur zweijährigen Ausbildung gehören sechs Monate Unterricht und 16,5 Monate Praktika, auch mit Schichtdiensten.

Geschäftsführer Leonhard Ottinger erklärt, die RTL-Journalistenschule biete "im Vergleich zu einem Volontariat bei einem TV-Sender eine umfassendere, aufwendigere und auch kostenintensivere Ausbildung". Neben dem Unterricht würden "drei mehrtägige bis mehrwöchige Exkursionen" auch ins Ausland durchgeführt.

Bereits vor ein paar Wochen hatte der DJV im Spiegel die "untertarifliche Bezahlung" der Axel-Springer-Akademie (1200 Euro) als "inakzeptabel" kritisiert, von "billigen Arbeitskräften" war die Rede.

Springer erklärte der SZ: "Mal abgesehen davon, dass wir unseren Schülern deutlich mehr bezahlen als andere große Journalistenschulen, bieten wir ja weit mehr als ein normales Volontariat." Das erste Halbjahr bestehe ausschließlich aus Seminaren mit renommierten Dozenten. "Wir halten es für die beste Schule überhaupt."

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