Süddeutsche Zeitung

Neue BR-Fernsehdirektorin:Wider die Provinzialität

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Mit ihr entgeht der Bayerische Rundfunk der Gefahr des Heimatfernsehens: Bettina Reitz kehrt im Juni zu dem Sender zurück und wird dort Fernsehdirektorin. Sie hatte den BR erst Ende April verlassen und dort herausragende Projekte betreut.

Lange war sie nicht weg, trotzdem wirkt eine Rückkehr selten so schlüssig: Ende April verließ Bettina Reitz den Bayerischen Rundfunk als Fernsehspielchefin, um die ARD-Produktionstochter Degeto zu führen. An diesem Donnerstag nun stimmte der Rundfunkrat der Berufung von Bettina Reitz als neue Fernsehdirektorin des Senders zu.

Sie wird auf Wunsch des Intendanten Ulrich Wilhelm am 1. Juni Nachfolgerin von Gerhard Fuchs, der in den Ruhestand geht. Die 49-jährige Reitz ist als Produzentin und Managerin erfahren, 1998 gründete sie mit Nico Hofmann die Firma Teamworx, nach dem Wechsel zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk hat sie beim BR herausragende Projekte betreut - wie die Serie Türkisch für Anfänger, Filme wie Marias letzte Reise sowie das mit dem Oscar ausgezeichnete Drama Das Leben der Anderen.

Sie werde sich bis Juni, sagte Reitz am Donnerstag, bei der Degeto "mit Leidenschaft weiter engagieren". Dass es dort trotz aller Passion wenig Gestaltungsraum gibt, hat mit hohen Budgetüberschreitungen bei der Produktionstochter (Jahresetat circa 400 Millionen Euro) vor Reitz' Antritt zu tun. Der Fall führte zur Suspendierung des Mitgeschäftsführers Hans-Wolfgang Jurgan. Seit Ende November führt Reitz daher die ARD-Tochter, die umstrukturiert wird, alleine. Ein Nachfolger, den sie wohl noch einarbeiten soll, steht noch nicht fest.

Sie wolle beim BR "Fernsehen machen, das unsere bisherigen Stärken betont und noch stärker junges Publikum anspricht", sagte Reitz nach ihrer Wahl. Auch wird in ihre fünfjährige Amtszeit ein Strukturwandel fallen, bei dem TV, Hörfunk und Internet im Digitalen ein neues Gefüge bilden. Vor allem aber wird der BR mit einer Fernsehdirektorin Reitz einer Gefahr des Heimatfernsehens gewiss entgehen: der Provinzialität.

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Quelle:
SZ vom 09.12.2011
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