Süddeutsche Zeitung

Neu bei Netflix: "Beat Bugs":Animierte Käfer singen Beatles-Songs

"Beat Bugs" - klingt nach Drogentrip, ist aber eine neue, sehr gelungene Kinderserie auf Netflix.

TV-Kritik von Bernd Graff

Manche Ideen für eine neue Kinderserie im Fernsehen können schon deshalb begeistern, weil sie einfach brillant sind, weil sie etwas zusammendenken, was so sicherlich zusammengehört, aber noch nie zusammengebracht wurde.

Doch bleibt man skeptisch, weil es ja selten reicht, bloß gute Einfälle zu haben, die ja aber noch lange nicht umgesetzt sind. Dann aber wird man neugierig, wenn man hört, dass doch tatsächlich jemand das schier Unmögliche wagt, solche Idealkomponenten miteinander zu verbinden. Aber auch jetzt darf man noch skeptisch bleiben, weil man ja erstens noch nicht weiß, ob dies tatsächlich gelingt. Und zweitens: Selbst wenn es gelingt, Dinge endlich zusammenzubringen, wird man die fertige Komposition dann auch gelungen nennen können?

Hier ist jetzt von dem ganz, ganz seltenen Glücksfall zu berichten, bei dem wirklich alles passt: Wir reden von den hinreißenden Beat Bugs. Das ist der Titel einer Netflix-Serie, deren Leistung schon darin besteht, dass es sie überhaupt gibt. Josh Wakely heißt der Schöpfer, Produzent und Regisseur von bislang 26 Episoden, der das Unmögliche vollbracht hat, aktuelle Pop-Künstler, die Rechtevertreter der Beatles und ein exquisites Animationsstudio an einen Tisch zu bringen.

Das Ergebnis ist so gelungen, dass Netflix jetzt schon bekannt gegeben hat, dass weitere 26 Folgen produziert werden sollen.

Darum geht es: Jay, Crick, Walter, Buzz und Kumi heißen fünf unzertrennliche Freunde, die in einem für sie unüberschaubar großen Vorgarten groß werden. Sie sind keine Menschenkinder, sondern "Bugs", also Käfer und damit "Beetles" - das ist ein anderes Wort für Käfer, damit wollen hier die Beatles assoziiert werden.

Lucy, die Libelle mit den Kaleidoskop-Augen, behandelt Schlafprobleme

Denn jede Episode der kullerbunten Beat Bugs erzählt ihre Geschichte als Umsetzung eines jeweils anderen Beatles-Songs. Diese wurden für die Reihe von aktuellen Superstars des Pop neu eingesungen.

Etwa eine Viertelstunde lang ist jede Folge, die unsere Helden (es sind coole urbane Vorstadt-Käfer, ausgestattet mit Baseballkappen, Skateboards und reichlich Erfindungsreichtum) in dem animistischen Kosmos ihres Vorgartens von Abenteuer zu Abenteuer und über die wirklich gelungenen Neu-Einspielungen der Songs wieder zurück ins Gleichgewicht bringt. Mal kann ein Klein-Käfer nicht einschlafen, da fällt einem anderen ein, dass Lucy, die Libelle mit den Kaleidoskop-Augen, solche Fälle behandeln kann. Also macht man sich auf die Suche nach "Lucy in the Sky with Diamonds".

Zu den wunderschönen Bildern, die anders als in anderen Animationsfilmen nichts Comichaftes haben, sondern Höhe, Tiefe und Luft, erklingt Pinks Neueinspielung des alten Hits. In einer anderen Folge knallt die tagträumende Jungamsel gegen den Mond, der ihr leider nicht ausweichen konnte, und bricht sich einen Flügel. Die Beat Bugs bringen sie, unterstützt von Sias Version der "Blackbirds", wieder in den Himmel. Rod Stewart hat einen Song beigesteuert, Robbie Williams, Chris Cornell, Aloe Blacc und viele andere. Und plötzlich scheint es, dass diese guten alten, so bekannten Beatles-Songs all die Jahre nur auf ihre angemessene Verfilmung gewartet haben.

Beat Bugs, abrufbar bei Netflix.

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SZ vom 03.08.2016/doer
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