Süddeutsche Zeitung

"Uncoupled" auf Netflix:Eine eher lahme Serie

Die Netflix-Serie "Uncoupled" ist ein Mix aus "Sex and the City" und "How I met your mother" - mit Neil Patrick Harris in der Hauptrolle. Da kann nichts schiefgehen. Eigentlich.

Von Julia Brader

Es ist ein bewährtes Rezept, das bereits einigen US-Comedyserien zum Erfolg verholfen hat: eine Prise Herzschmerz, ein Löffelchen Liebesabenteuer und eine große Portion Humor. Das alles in der Megametropole New York City, in der man unendlich viele Möglichkeiten zu haben scheint - auch was die Suche nach der großen Liebe angeht. In Sex and the City wurde die Kolumnistin Carrie Bradshaw zur Identifikationsfigur, in How I met your mother war es der verträumte Romantiker Ted Mosby. Die neue Netflix-Serie Uncoupled setzt auf das gleiche Rezept. Müsste doch ein Erfolg werden, oder?

Das Drehbuch stammt von Darren Star, der schon die Vorlage für Sex and the City lieferte. Diesmal lässt er keine Frauen in Tüllkleidchen, sondern einen schwulen Immobilienmakler nach seinem Mr. Big suchen. Mit Neil Patrick Harris in der Hauptrolle sind die Erwartungen noch einmal höher. Schon als lustiger Frauenheld Barney Stinson machte er How I met your mother mit absurden Anmachsprüchen und Flirttipps legendär. Jetzt spielt er Michael, Ende 40, ebenfalls Anzugträger - und seit Jahren in einer festen Beziehung mit Partner Colin (Tuc Watkins).

In den Dating-Apps geht es um Alter, Aussehen und dick pics

Ausgerechnet an dessen Geburtstag, kurz bevor die Gäste freudig "Überraschung" rufen, verkündet ihm Colin, dass er aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist. Der nichtsahnende Michael ist perplex, muss jedoch bald einsehen, dass seine Bemühungen, die Beziehung doch noch zu retten, hoffnungslos sind. Acht Folgen lang versucht er, sich mit seinem neuen Dasein als Single in New York abzufinden.

Während sich ein Barney Stinson wohl schnell in einer solchen Situation zurechtgefunden und seine Liebesabenteuer unterhaltsam nacherzählt hätte, muss sich der nun schon in die Jahre gekommene Michael erst einmal an neue Dating-Apps wie Grindr gewöhnen. Dort geht es auch nicht darum, wer die kreativsten Anmachsprüche klopft oder mit wem man die meisten Interessen teilt. Es geht um Alter, Aussehen, dick pics. Michaels beide besten Freunde - ebenfalls schwul und schon länger auf Partnersuche - stehen ihm mit Rat zur Seite.

Die Charaktere - allen voran Michael - wirken allerdings oft überspitzt und klischeehaft und die schauspielerische Leistung von Neil Patrick Harris ist diesmal eher lahm. Was am meisten enttäuscht, ist die oft langweilige und wenig humoristische Umsetzung der an sich interessanten Story. Die flachen Witze und durchschaubaren Charaktere machen die Serie nicht halb so sehenswert wie ihre beiden erfolgreichen Vorlagen. Besser also, sich noch einmal die Serien-Klassiker in puncto New-York-City-Dating anzuschauen. Auch wenn Uncoupled die Partnersuche moderner und diverser zeigt, sind Sex and the City und How I met your mother einfach unterhaltsamer.

Uncoupled, auf Netflix.

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