Netflix-Serie:Gegen die Wand

The Mist

Dunststück: Der Nebel bringt Soldat Bryan Hunt (Okezie Morro) und Mia Lambert (Danica Curcic) zusammen. Foto: Spike

(Foto: Matthias Cla/Spike)

Vielschreiber Stephen King hat schon wieder die Vorlage für eine Serien-Adaption geliefert. Diesmal bedroht "Der Nebel" eine Kleinstadt. Doch die Story ist so dünn wie klischeehaft und auch nicht so gruselig, wie sie gern wäre.

Von Benedikt Frank

Das stand so aber nicht im Wetterbericht: Auf einmal wabert dichter Nebel durch die neuenglische Kleinstadt Bridgeville. Ein Soldat hatte noch versucht, die Bewohner zu warnen. Doch weil er panisch war und ziemlich verrückt klang, sitzt er jetzt in einer Gefängniszelle. Und die Nebelwand schiebt sich unaufhörlich durch den Ort.

Der Titel der auf einer Erzählung von Stephen King basierenden Serie lautet folglich einfach Der Nebel . Wer drinsteckt, dem erscheint Schreckliches. Mal sind es die persönlichen Dämonen, mal einfach nur Ungeheuer. Und dann ist es ganz schnell aus mit einem. Kurz mal zu lüften ist keine gute Idee, dann ist der Nebel gleich drinnen und mit ihm das Böse. Gnädigerweise interessiert er sich aber weder für Türspalte noch für Lüftungsanlagen.

Stephen-King-Fans müssen sich, anders als etwa die des Game-of-Thrones-Erfinders George R.R. Martin, keine Sorgen machen, dass ihr Autor zu wenig Material liefert. Vielschreiber King hat bisher 56 Romane veröffentlicht, einige wurden schon mehrfach verfilmt. Und auch das Fernsehen beliefert er fleißig mit Adaptionen und Originaldrehbüchern für bislang insgesamt 30 Serien, Mini-Serien und TV-Filme. Aktuellere Titel sind Under the Dome, 11.22.63 - Der Anschlag oder Mr. Mercedes.

In Der Nebel sitzen Eve (Alyssa Sutherland) und ihre Tochter Alex (Gus Biney) im örtlichen Einkaufszentrum fest. Ihr Mann Kevin (Morgan Spector) landet zunächst mit Adrian (Russell Posner), dem besten schwulen Freund der Tochter, dem panischen Soldaten und einer Drogensüchtigen im Polizeirevier. Alex wurde tags zuvor auf einer Party betäubt und vergewaltigt. Den vermeintlichen Täter hat es auch in das Einkaufszentrum verschlagen. Wegen der übernatürlichen Wetterlage drehen die Menschen binnen kürzester Zeit durch, sodass es drinnen bald fast so gefährlich ist wie draußen.

Die Serie nach dem alten Stephen-King-Rezept, die Gesellschaft durch eine Begegnung mit einem geheimnisvollen Etwas zerbrechen zu lassen, ist gefüllt mit Klischee-Charakteren (der Highschool-Footballstar, der Priester, die wirre Alte), die Serienmacher müssen noch dazu Kings Novelle auf zehn Folgen strecken. Hier ein paar computeranimierte Schockeffekte, dort etwas Spekulation - ist ein Experiment der Army schiefgegangen oder ist es doch eine Strafe Gottes? Der Nebel ist wie das Negativ einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Wo dort Edelleute das Gute vorführen, stellen hier Sünder das Böse aus. Statt der immergleich strahlenden Naturidylle gibt es die immergleiche Nebelpampe mit stromsparender Beleuchtung. Im besten Fall ist das nur nicht so gruselig, wie es gern wäre. Meist aber ist Der Nebel unfreiwillig lächerlich, eine öde Selbstparodie.

Der Nebel/The Mist, bei Netflix.

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