Streamingdienst:Ende für Passwort-Teilen bei Netflix?

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Gegenüber seinen Investoren erklärt Netflix, wie das Unternehmen künftig mehr Geld einnehmen will. (Foto: ROBYN BECK/AFP)

Netflix kündigt ein neues Bezahlmodell an. Mehrere Haushalte sollen künftig nicht mehr kostenfrei ein Benutzerkonto teilen können.

Von Philipp Riessenberger

In seinem Bericht für das letzte Quartal 2022 kündigt Netflix an, das kostenlose Passwort-Teilen zu unterbinden. Es wird zwar weiterhin möglich sein, ein und denselben Account in mehreren Haushalten zu nutzen - allerdings nur gegen Aufpreis. Netflix arbeitet schon länger daran, ein Bezahl-Modell zu entwickeln, um das Passwort-Teilen zu verhindern. In Südamerika wird dieses Modell bereits getestet. Für das erste Quartal 2023 plant Netflix eine Ausweitung des Modells auf andere Länder und Regionen. "Die heute weit verbreitete gemeinsame Nutzung von Konten untergräbt unsere langfristige Fähigkeit, in Netflix zu investieren und es zu verbessern sowie unser Geschäft auszubauen" begründete Netflix diese Entscheidung in seinem Quartalsbericht.

Gegenüber seinen Investoren erklärte Greg Peters - seit neustem Co-Chef von Netflix - ,dass das Unternehmen vorhabe, diese Änderungen im ersten Quartal 2023 umzusetzen. Allerdings würde man gestaffelt vorgehen und ein Set von Ländern nach dem anderen abarbeiten. Man werde sehen, "dass es in den nächsten Quartalen passiert" versicherte er . Peters führte weiter aus, dass Netflix als Reaktion auf die Änderungen einige Kündigungen erwarte. Jedoch hätten die Tests in Südamerika gezeigt, dass neue Kunden gewonnen werden konnten, insbesondere solche, die bisher haushaltsfremde Accounts genutzt hatten. Insgesamt erwartet sich Netflix höhere Einnahmen.

Geringe Mehrkosten und zusätzliche Komfortfunktionen

Bereits in einer Mitteilung zur Einführung des neuen Modells in Südamerika im Juli 2022 hatte Netflix den Schritt damit begründet, dass das weit verbreitete Account-Sharing - mehr als 100 Millionen Haushalte weltweit nutzen den Streamingdienst so - langfristig die Investitionsfähigkeiten des Unternehmens schwächen könnte. Zum Jahresende 2023 hatte Netflix 231 Millionen zahlende Nutzer. Ungefähr ein Drittel der Nutzer teilen also einen Account mit Personen außerhalb ihres Haushaltes. In den Nutzungsbedingungen ist das - anders als früher - inzwischen ausdrücklich untersagt. Bisher hatte Netflix Zuwiderhandlungen jedoch nicht geahndet. In Zukunft soll das Passwort-Teilen weiterhin möglich sein - allerdings nur gegen Aufpreis. Sollte Netflix das in Südamerika getestete Modell so auf andere Regionen übertragen, würde der Abo-Preis wohl nur um wenige Euro pro zusätzlichem Haushalt steigen. Dort sind es 2,99 Dollar zusätzlich - deutlich günstiger als ein zweites Benutzerkonto.

Um den Übergang schmackhaft zu machen, hat sich Netflix für den südamerikanischen Markt einige Komfort-Funktionen ausgedacht. Netflix-Chef Peters betonte, dass diese Funktionen auch bei der Einführung des Modells in anderen Ländern implementiert würden. So soll es für die bisherigen Nutznießer einfach möglich sein, ein schon bestehendes Nutzerprofil in ein eigenes Konto umzuwandeln. Personen, die ihren Account kostenpflichtig teilen wollen, sollen die Möglichkeit bekommen, Haushalte per Kopfdruck hinzuzufügen und zu entfernen. Es soll außerdem auch weiterhin möglich sein, Netflix im Urlaub und auf Reisen zu nutzen.

Einen konkreteren Zeitplan für die Umstellung in einzelnen Ländern scheint es noch nicht zu geben. Auf Nachfrage der SZ hierzu antwortete Netflix nicht.

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