Nagende Ungewissheit:Ohne Gnade

Jahrestagung Amnesty International Deutschland

Immerhin: In den vergangenen zwei Wochen ist ihr Mann nicht geschlagen worden. Ensaf Haidar, hier im Mai bei einem Besuch in Dresden.

(Foto: Arno Burgi/dpa)

An diesem Dienstag bekommt der in Saudi-Arabien inhaftierte Blogger Raif Badawi von der Deutschen Welle den "Freedom of Speech Award". Seine Frau Ensaf Haidar hofft weiter, dass er begnadigt wird.

Von Paul-Anton Krüger

Sie hat gebangt und gehofft, ihr Albtraum möge ein Ende nehmen, doch jetzt ist Ensaf Haidar nur noch enttäuscht. Das Oberste Gericht Saudi- Arabiens hat noch einmal das Urteil gegen ihren Mann geprüft, den liberalen Blogger Raif Badawi. Sie hatte gefürchtet, dass alles noch schlimmer kommt, dass die Richter ihn zum Tode verurteilen wegen Abfalls vom Glauben. Sie hatte ersehnt, dass sie das Verdikt aufheben. Doch die höchste juristische Instanz des Königreichs zeigte keine Milde. Das Urteil wurde letztlich bestätigt: zehn Jahre Haft, gefolgt von zehn Jahren Ausreiseverbot. Eine Million Rial Geldstrafe, umgerechnet 236 000 Euro. Und 1000 Schläge. Mit dem Rohrstock. Immer 50 auf einmal. Es ist dieser mittelalterlich anmutende Teil der Strafe, der Raif Badawi die Aufmerksamkeit der Welt bringt - zusammen mit dem unermüdlichen Engagement seiner Frau. "Ich bin total frustriert, seit ich von dem Urteil gehört habe", sagte Ensaf Haidar der Süddeutschen Zeitung am Telefon aus ihrem Exil in Kanada. Aber Aufgeben kommt für sie nicht in Frage - trotz aller Rückschläge.

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