Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Zum Tod von Dietrich Schwarzkopf

Der frühere ARD-Programmdirektor starb mit 92 Jahren.

Von Willi Winkler

Dietrich Schwarzkopf kam aus der politischen Berichterstattung, er beschäftigte sich seit dem Jahr 1952 im Tagesspiegel und dann im Deutschlandfunk mit dem Ost/West-Gegensatz und dem Atomwaffensperrvertrag und verließ 1974 die übersichtliche Welt des Kalten Krieges, um als CDU-Mitglied in der Intendanz beim chronisch roten NDR für den Proporz zu sorgen.

Der Zuschauer, meinte er, brauche die "Gewissheit, dass er sich beim öffentlichrechtlichen Fernsehen amüsieren kann" und schimpfte über Sendungen, die den "Zuschauer mit Trübsinn langweilen". Die Quote war in dieser Hochzeit von ARD und ZDF noch ein sehr fremdes Wort, jedenfalls was den weiblichen Anteil betraf; mann behalf sich mit Ironie, zum Beispiel, dass die Frau im ARD-Unterhaltungsprogramm "ihre Weiblichkeit voll entfalten darf". 1978 wurde Schwarzkopf 14 Jahre lang ARD-Programmdirektor und durfte seine diplomatische Begabung voll entfalten: Er widerstand dem Druck seiner konservativen Freunde, die ARD zum langweiligen Informationssender zu machen, und ärgerte sie zugleich, indem er die Werbezeiten ausbaute und vorsorglich die Fernsehserie Dallas einkaufte. Bis 1994 wirkte Schwarzkopf noch als Vizepräsident von Arte und leitete bis 2010 die Historische Kommission der ARD. Dietrich Schwarzkopf starb am Dienstag im Alter von 92 Jahren.

Korrektur: Die US-amerikanische Fernsehserie "Dallas" ist mitnichten eine Westernserie, wie es im Nachruf auf den früheren ARD-Programmdirektor Dietrich Schwarzkopf vom 24. Januar auf Seite 27 stand.

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SZ vom 24.01.2020/cat
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