Nachruf:Stimme der freien Welt

Eberhard Grashoff

Eberhard Grashoff war lange als Journalist in der DDR tätig.

(Foto: AP)

Eberhard Grashoff, Sprecher für Bonn in Ost-Berlin, arbeitete an der Nahtstelle des Kalten Kriegs. Über einen, der vieles sagte und über noch mehr schwieg.

Von Annette Ramelsberger

Er war der Mann, der alles wusste, vieles sagte und über noch mehr schwieg. Eberhard Grashoff, von 1980 bis 1990 Sprecher der Ständigen Vertretung Bonns in Ost-Berlin, arbeitete über Jahre an der Nahtstelle des Kalten Krieges, er verteidigte Korrespondenten aus dem Westen gegen Reiseverbote und Strafmaßnahmen, wenn sie unbotmäßig über die DDR berichtet hatten. Er informierte Neue, die keine Ahnung hatten davon, wie man sich in der DDR als Journalist bewegte. Er gab Wissen weiter, oft zwischen den Zeilen. Und er hatte ein klares Koordinatensystem: gegen den Nationalsozialismus, gegen die Betonköpfe in Ost-Berlin, gegen Freiheitsfeinde, ein Berliner mit Schnauze, Witz, Esprit. Er kannte die DDR wie wenige andere. Dennoch überraschte auch ihn der Fall der Mauer. Noch im September 1989 machte er in einem Interview den damals geradezu absurden Witz: Sollte die Mauer mal fallen, werde er den Kanzler in Bonn von einer Telefonzelle im Wedding darüber informieren, aus der DDR käme er ja nicht durch. Es kam dann ein wenig anders. Grashoff ist nun mit 92 Jahren in Berlin gestorben.

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