Nachruf:Gewerbefrei

Nachruf: Eckart Spoo, 1936 in Mönchengladbach geboren, schrieb neben seinen Reportagen auch zahlreiche Bücher. Bis 1997 arbeitete er bei der FR.

Eckart Spoo, 1936 in Mönchengladbach geboren, schrieb neben seinen Reportagen auch zahlreiche Bücher. Bis 1997 arbeitete er bei der FR.

(Foto: Justus Nussbaum/CC BY-SA 3.0)

Eckart Spoo, lange Jahre Journalist bei der "Frankfurter Rundschau" und Gründer des radikallinken Magazins "Ossietzky", ist tot.

Von Willi Winkler

Links, wo das Herz schlägt und der Verstand wohnt, gibt es naturgemäß keine vernünftige Partei. Die SPD doch nicht im Ernst? Die Linke? Ha! Die Grünen? Noch so ein Witz. Eckart Spoo hat diese Leerstelle jahrelang vorbildlich ausgefüllt: seit 1962 als Redakteur der alten Frankfurter Rundschau, bei der einst ein FDP-Politiker namens Karl-Hermann Flach als stellvertretender Chefredakteur wirken konnte, von 1970 bis 1986 auch als Vorsitzender der Deutschen Journalisten-Union.

1972 wurde er seiner eigenen Zeitung zu radikal, der Chefredakteur Karl Gerold wollte ihn loswerden, doch Spoo konnte sich zurückklagen. Ernst Albrecht, die scheinliberale Hoffnung der CDU, fand in Spoo seinen idealen Gegner: Als Niedersachsenkorrespondent griff er den Ministerpräsidenten unermüdlich an, der mit aller Gewalt das atomare Endlager nach Gorleben holen wollte. Bei den Demonstrationen forderte Spoo, dass man aus Verantwortung für sich und die Seinen die Politik nicht den Berufspolitikern überlassen dürfe, sondern "selber den Mund aufmacht". Nach seinem Ausscheiden aus der FR gründete Spoo nach dem Vorbild der Weltbühne das radikallinke Magazin Ossietzky, das leider wenig Wirkung zeigte. Als er 1988 mit dem Fritz-Bauer-Preis ausgezeichnet wurde, bedankte sich Spoo mit einem Satz des Redakteurs Karl Marx: "Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein." Am Donnerstag ist der gewerbeferne Eckart Spoo kurz vor seinem 80. Geburtstag gestorben.

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