Insgesamt muss weit mehr Geld geflossen sein: Löw und Vorderwülbecke erwarben 2004 die defizitäre Vorgängerfirma ddp aus dem kaputten Kirch-Konzern für ihre Finanzfirma Arques; 2009 kauften sie die Agentur sogar noch einmal, nachdem sie sich von Arques abgesetzt hatten. Inzwischen machen sie Geld mit der Beteiligungsfirma BluO, die etwa die Billigmodekette Adler an die Börse brachte.
Dapd selbst besteht aus einer verwirrenden Vielzahl von Einzelfirmen. Zu BluO gebe es aber keinerlei geschäftliche oder strukturelle Verflechtungen, versichert Vorderwülbecke. Die Nachrichtenagentur sei "kein Gegenstand des Wirtschaftsverkehrs". Aber BluO sei "sicher der wirtschaftliche Hintergrund, vor dem wir unabhängig agieren können".
Für 2011 hat die dapd-Gruppe gerade ein kräftiges Umsatzplus gemeldet. Es ist das Jahr, in dem man mit einem neu aufgebauten Sportdienst tatsächlich zur Vollagentur wurde und Sipa Press erwarb.
Der Jahresumsatz lag bei 31,7 Millionen, gegenüber 24,1 Millionen im Vorjahr. Vergleichsweise moderat war der Zuwachs im Inland, 2,2 Millionen. Im neuen Jahr will dapd auf mehr als 50 Millionen wachsen, die Gesellschaft sei seit 2008 profitabel und vollständig schuldenfrei, heißt es. Gemeint ist: Bankschuldenfrei. Man wolle zumindest für die nächsten fünf Jahre alle Gewinne reinvestieren, versichert Gesellschafter Vorderwülbecke, und schütte sich auch keine Dividende aus.
Tariflohn andererseits gibt es im Haus nur für die Mitarbeiter der früheren AP, die Bestandsschutz genießen. Das habe sich historisch aus der Fusion ergeben und sei "auch nicht unüblich", sagt Vorderwülbecke.
Bundespresseamt stockt Budget auf
Manche der 515 dapd-Mitarbeiter dürften das anders sehen. Gerne verbreitet die Agentur indes Nachrichten wie die Abwerbungen wie die von Michael Cremer und Timon Saatmann, Geschäftsführer und Chefredakteur beim Sport-InformationsDienst SID, einer Tochter von AFP.
Als Chefredakteur für Sipa Press hat man gerade der Fotojournalist Cengiz Seren gewonnen, bisher Chefredakteur der hoch angesehenen European Pressphoto Agency EPA.
Als großen Erfolg verbucht man auch, dass das Bundespresseamt das Budget der dapd um eine Million auf 1,6 Millionen aufstockt, der Etat der dpa soll bei etwa 2,7 Millionen stagnieren. Darum hat die dapd lange gekämpft. Es scheint zuweilen gerade die Angriffslust der Investoren zu sein, die der Agentur nützt.
Allerdings ist auf dem Medienmarkt beim Stichwort Finanzinvestor noch gut David Montgomerys desaströses Werk bei der Berliner Zeitung in Erinnerung. PR-Leute der dapd mögen deshalb nachts davon träumen, dass man ihre Gesellschafter endlich einmal mit dem netteren Wort Privatinvestoren bezeichnen möge.
Einmal einen Presseausweis besessen
In Wirklichkeit gehören die beiden - die einst von Kirch-Managern gebeten wurden, sich um ddp zu kümmern - zu einer Sorte Geldgeber, die in Deutschland bislang kaum aufgefallen ist: Reiche Leute, die im renditeschwächelnden Mediengeschäft mit wenig Profiterwartung unterwegs sind - was den Verdacht nahelegt, dass sie subtilere Interessen verfolgen. Pierre Bergé gehört zu diesem Typus, der Miteigner von Le Monde, oder Karstadt-Eigner Nicolas Bergguen mit der spanischen Prisa-Gruppe (El País). Mit dem Verschwinden des klassischen Verlegertums wir man sich an an diesen Typ Investor wohl gewöhnen.
Mitinvestor Peter Löw, zumindest dieses Gerücht wird von Kompagnon Vorderwülbecke bestätigt, hat einmal einen Presseausweis besessen und sich einen Porsche mit Rabatt gekauft - "aber ich hab keinen und ich hab auch keinen Porsche."