Natürlich hob Jon Stewart seine linke Augenbraue, als er im vergangenen April einen Kommentar zu Sexismus in der amerikanischen Politik abgab. Es ging darum, dass es Frauen oftmals als Schwäche ausgelegt wird, wenn sie öffentlich Emotionen zeigen - während eine ähnliche Reaktion bei Männer als Empathie gilt. Stewart hob also seine Augenbraue und sagte: "In politics, it's okay to be a pussy - as long as you have a dick."
Das ist der Humor von Jon Stewart, es muss beim Lachen auch immer ein bisschen wehtun. Am Dienstag tat es den Fans der Sendung auch ohne Witz weh: Stewart hört als Moderator der Satiresendung Daily Show auf - das verkündete er am Ende der Episode. "Ich habe keine konkreten Pläne", sagte er: "Mir gehen gerade so viele Dinge durch den Kopf, ich habe so viele Ideen." Die Erklärung kam überraschend - so überraschend, dass der Sender Comedy Central eilig ein Statement verfasste, dass Stewart vorerst weitermachen und die Show fortgeführt würde.
Genau das führt jedoch zu der Frage: Wer soll, wer will, wer kann Jon Stewart nachfolgen?
Weiße Männer vor der Skyline einer US-Großstadt
Er selbst erklärte, dass die Sendung und ihre Zuschauer niemanden verdienen würden, der wie er selbst derzeit ein wenig rastlos sei. Die Suche beginnt - und eine nicht unbedeutende Rolle dürfte dabei Stewarts Aussage vom vergangenen April spielen.
Noch gilt nämlich in der amerikanischen Politik wie im Fernsehen: Es ist okay, eine amerikanische Late-Night-Show zu moderieren, solange du ein Mann bist. Bei allen Veränderungen in der amerikanischen Spätabend-Unterhaltung wirkt die Besetzung des Moderators noch immer sexistisch, es sind meist weiße Männer, die da vor der Skyline einer US-Großstadt am Schreibtisch sitzen.
Wer auch immer Stewart nun nachfolgt, wird vor einer großen Herausforderung stehen - unabhängig vom Geschlecht. Stewart hat mit Satire geschafft, was Journalisten mit all ihrer zur Schau gestellten Ernsthaftigkeit oftmals verwehrt bleibt: Er hat dafür gesorgt, dass sich die Menschen für Politik interessieren. Er war mehr als ein Entlarver der Heuchelei, mehr als ein popkulturelles Phänomen politikverdrossener Menschen, denen die Daily Show tatsächlich als Primärquelle von Nachrichten diente.
Wer traut sich wirklich zu, den Präsidentschaftswahlkampf im kommenden Jahr (womöglich Bush gegen Clinton) derart genial aufzubereiten, wie es Stewart getan hat?