Süddeutsche Zeitung

N24: Böse Briefe an Chefredakteur:Streit nach "Studio Friedman"

Katholiken in der CDU beschweren sich über die Sendung "Studio Friedman". N24-Chefredakteur Peter Limbourg wird angegriffen - und wettert zurück.

Marc Felix Serrao

Dass es im Studio Friedman bei N24 oft an die Grenzen geht, ist bekannt. Da wird gebrüllt und unterbrochen, da werden Zeigefinger mitten in Gesichter gehalten. Die Folge vom vergangenen Donnerstag war nicht anders. Das Thema hieß "Missbrauch in der Kirche", und Gastgeber Michel Friedman hatte den Sprecher des "Arbeitskreises Engagierter Katholiken in der CDU" (AEK), Martin Lohmann, und den ehemaligen Protestanten und Stern-Journalisten Hans-Ulrich Jörges geladen. Es ging hoch her: Lohmann verteidigte die Kirche, Jörges rief de facto zu einer zweiten Reformation auf. Als der CDU-Mann den Journalisten einmal gar auf dessen eheliche Treue ansprach, nannte der ihn "klebrig".

Etwas kleben geblieben ist auch nach dem Talk. Statt mit Friedman und Jörges geriet Lohmann nun mit N24-Chefredakteur Peter Limbourg aneinander. Die Online-Redaktion des AEK beklagte sich nach der Sendung über die ihrer Meinung nach einseitige Diskussion - und veröffentlichte Limbourgs E-Mailadresse für die Leser. Nach einem Anruf des N24-Chefs verschwand der Hinweis wieder. Doch bis dahin waren schon etliche Schreiben bei Limbourg gelandet. "Mit zum Teil sehr grenzwertigen Aussagen", wie er der SZ auf Nachfrage sagte.

Einige Aussagen zitierte Limbourg in einer E-Mail, die er an diesem Montag an Lohmann schrieb: "Die offenbar ernst gemeinte Empfehlung von Frau W. (Namen abgekürzt, d. Red.), Herrn Friedman ´hätte ein Jesuiteninternat nur allzu gut getan, um zu lernen was Disziplin ist' empfinde ich als geschmacklos. Auch der Hinweis von Herrn L., ,dass sich der ohne Legitimation agierende Zentralrat der Juden fast wöchentlich zu deutschen Problemen zu äußern müssen glaubt', ist, gelinde gesagt, erstaunlich."

Dem heiligen Vater einen Dienst erweisen

Als Katholik, so Limbourg, glaube er, dass Lohmann "der Kirche und dem heiligen Vater auf diese Weise keinen guten Dienst" erweise. Dann bat er darum, seine E-Mail ebenfalls zu veröffentlichen. Was Lohmann auch veranlasste. Aber unvollständig: Obwohl auf der AEK-Homepage über Limbourgs Text "im Wortlaut" stand, fehlten die zweifelhaften Zitate von Frau W. und Herrn L komplett.

Auf Nachfrage teilte Lohmann nun mit, "gerade weil wir die entsprechenden Aussagen von den zitierten Personen inhaltlich nicht teilen, haben wir diese Passagen nicht veröffentlicht." Die beiden genannten Absender seien keine Mitglieder im AEK, also könne man ihre Aussagen dem Verein nicht anlasten. Dennoch, so Lohmann, wolle er dafür sorgen, dass Limbourgs Schreiben noch am selben Tag von der Website verschwinde - "um weitere Irritationen zu vermeiden".

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Quelle:
SZ vom 17.03.2010/berr
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