München-Tatort:Besuch vom coolen Carlo

Mit der Attitüde eines Cowboys begeisterte Michael Fitz einst als Tatort-Oberkommissar Carlo Menzinger - nach fünf Jahren Amtsstuben-Abstinenz wird er seinen Münchner Kollegen jetzt einen Besuch abstatten. Angesichts der jungen Konkurrenz aus anderen Tatort-Städten ist der Auftritt dringend notwendig - auch aus Quotengründen.

Tatort Michael Fitz Carlo Menzinger

Das Münchner "Tatort"-Team wird 2013 für kurze Zeit wiedervereint: Miroslav Nemec, Michael Fitz, Udo Wachtveitl (von links) spielen Ivo Batic, Carlo Menzinger und Franz Leitmayr.

(Foto: Geli Zettl)

"Der Carlo" kommt zurück! Der Carlo, viele werden sich noch erinnern, ist 2007 nach 16 Jahren Münchner "Tatort" genervt in den Urlaub abgerauscht, weil es ihm gereicht hat - das Gemotze seiner Kollegen Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), das ewige Herumkommandiertwerden, das ständige "Carlo mach dies, Carlo mach das". Nach fünf Jahren Amtsstuben-Abstinenz scheint der Abstand vom nervigen Polizistenalltag nun groß genug geworden zu sein - laut BR wird Carlo Menzinger, alias Michael Fitz, in einer Gastrolle nach München zurückkehren.

Der Ermittler, der da zurückkehrt, ist nicht irgendein Beamter - Oberkommissar Carlo Menzinger war zu seinen Glanzzeiten ein wahrer Publikumsliebling. Die Einschaltquoten der Münchner gehörten zu den höchsten der "Tatort"-Reihe. Als Michael Fitz seinen Ausstieg bekannt gab, ging ein Aufschrei durch das Fernseh-Publikum. Seine Rolle war stets ein Gegengewicht zu den älteren, oft hektischen, vom Außeneinsatz mitgenommenen Kollegen. Mit langen Haaren und Cowboy-Attitüde war Menzinger immer ein gutes Stück cooler als Batic und Leitmayr.

"Die Figur hat sich quasi vom Cowboystiefel tragenden, Schnurrbart-Langhaar-mäßigen Stadt-Bayern-Cowboy-Pilspub-Gänger weiterentwickelt zu einem einigermaßen seriösen Polizisten, der ab und zu mal einen Ausraster hat, so würde ich das nennen", beschrieb Fitz seinen Tatort-Charakter, nachdem er seinen Ausstieg verkündet hatte. "Nur, wo wäre es dann hingegangen? Wenn man das Gefühl hat, dann finde ich, ist es an der Zeit, zu sagen, dann macht man was anderes."

Nicht nur das Publikum trauerte damals über den Weggang des Oberkommissars - auch für die Kollegen war der Ausstieg eine schmerzhafte Erfahrung. In den vergangenen Jahren gingen die Einschaltquoten für den Münchner "Tatort" zurück.

Die Kölner Ermittler Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) holten auf, ebenso wie die Berliner Ritter (Dominic Raake) und Stark (Boris Aljinovic). Dann sicherten sich die Münsteraner Thiel (Axel Prahl) und Börne (Jan-Josef Liefers) mit zynisch-charmantem Geplänkel den Platz des beliebtesten "Tatort"-Duos. Batic und Leitmayr, zunehmend ergraut, verschwanden zusehens in der Versenkung.

Wirklich gefährlich könnte es für die alternden Münchner nach der "Tatort"-Sommerpause werden - dann hat sich neue, junge Konkurrenz angekündigt: Der NDR geht ab September 2012 mit Til Schweiger in Hamburg und Wotan Wilke Möhring im gesamten nördlichen Einsatzgebiet an den Start.

Der MDR wartet mit einem Erfurt-Tatort und dem jüngsten Ermittlerteam aller Zeiten auf: Der erste Fall von Alina Levshin (27), Friedrich Mücke (31, M.) und Benjamin Kramme (30), der voraussichtlich 2013 ins Fernsehen kommt, wird von vielen Fans der ARD-Krimireihe bereits mit Spannung erwartet.

Und dann ist da immer noch Nina Kunzendorf alias Conny Mey an der Seite von Joachim Król alias Frank Steiner, die mit ihrem großspurigen Auftreten und der Vorliebe für Ermittlungen am Rande der Illegalität als weiblicher Schimanski der Zukunft gehandelt wird.

Schwere Zeiten also für den Münchner "Tatort" - die Rückkehr des lässigen Carlo Menzinger kommt da gerade Recht. 2007 hatte er am Ende der Folge "Der Traum von der Au" die Flucht ergriffen. Dem nervigen Polizistenalltag müde und durch eine plötzliche Erbschaft mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet, hatte er seine Sachen in einen Koffer gepackt, war in einen Jaguar gestiegen und davongebraust.

In der Folge "Macht und Ohnmacht", die voraussichtlich 2013 ausgestrahlt werden soll, kehrt er nun aus dem Dauerurlaub zurück - natürlich nur vorübergehend, schließlich will er in Thailand heiraten. Die bayerische Hauptstadt kommt nur in die Gunst seines Besuchs, weil ihm für die Vermählung noch die nötigen Papiere fehlen. Doch wie es das Spürnasen-Schicksal will, gerät der Carlo mitten in eine komplizierte Ermittlungsgeschichte um einen mysteriösen Mordfall.

Die Ankündigung des BR lässt darauf schließen, dass der coole Carlo nach seinem Auftritt wieder die Koffer packen wird, um im Urlaubsparadies seine Liebste zu ehelichen. "Menzinger, alias Michael Fitz, kehrt in einer Gastrolle zurück", heißt es da. Ob dieser Gastauftritt angesichts der hochkarätigen jungen Konkurrenz ausreichen wird, um den Münchnern dauerhaft den Erfolg vergangener Jahre zurückzubringen, darf angezweifelt werden. Auf längere Sicht werden sich die Bayern wohl etwas Neues überlegen müssen.

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