Michael-Hubertus von Sprenger:Der Mann, der für Erdoğan bis zur letzten Instanz gehen will

Michael-Hubertus von Sprenger

Mit namhaften Mandanten hatte Michael-Hubertus von Sprenger schon öfter zu tun. Aber keiner hatte Erdoğans Kaliber.

(Foto: dpa)

Medienanwalt Michael-Hubertus von Sprenger vertritt den türkischen Präsidenten vor Gericht. Mit umstrittenen Mandanten kennt er sich aus.

Von Carolin Gasteiger

Auf Türkisch kann Michael-Hubertus von Sprenger sich mit seinem neuen Mandanten nicht unterhalten. Der Medienanwalt spricht zwar fließend Englisch und ein bisschen Französisch. Aber mit Recep Tayyip Erdoğan, dem Präsidenten der Türkei, kommuniziert er nur über Dritte. "Türkisch spreche ich nicht", sagt Sprenger.

Erdoğan hat in der Causa Böhmermann nachgelegt - noch prüft die Bundesregierung ein offizielles Strafbegehren der Türkei - und persönlich bei der Staatsanwaltschaft Mainz Strafanzeige gegen den ZDF-Satiriker gestellt. Sollte es zum Prozess kommen und sollten Erdoğans Persönlichkeitsrechte nach Jan Böhmermanns Schmähgedicht verhandelt werden, wird sich Sprenger also für den türkischen Präsidenten einsetzen.

Mit umstrittenen Mandanten hat der 75-jährige, in Schlesien geborene Rechtsanwalt als Spezialist für Presserecht - Schwerpunkt: Verletzungen des Persönlichkeitsrechts - Erfahrung. Vor zwei Jahren vertrat Sprenger Jürgen Elsässer, den Chefredakteur der rechtskonservativen Zeitschrift Compact. Elsässer war wegen seiner Auftritte bei den rechtslastigen "Mahnwachen für den Frieden" von der früheren Grünen-Abgeordneten Jutta Ditfurth als "glühender Antisemit" bezeichnet worden. Ditfurth verlor vor dem Landgericht München I und dem Oberlandesgericht und hat inzwischen Verfassungsbeschwerde eingelegt. Auch der britische Holocaust-Leugner David Irving sowie Millî Görüş, jene Organisation, die vom Verfassungsschutz als islamistisch eingestuft wird und gegen den bayerischen Freistaat wegen Verleumdung klagte, holten sich bei ihm Rechtsbeistand.

Abwarten, wie Böhmermann reagiert

Sprenger sagt von sich: Wenn er ein Mandat annehme, dann ziehe er es auch durch; er sei bereit, "bis zur letzten Instanz" zu gehen. Er studierte einst BWL und Jura in Berlin und Bonn, bevor er sein Zweites Staatsexamen in München ablegte. Anfang der Siebzigerjahre arbeitete er in der Kreditabteilung einer Großbank. 1975 eröffnete er in München seine eigene Kanzlei, die er sich inzwischen mit einem Kompagnon teilt. An das Mandat für den türkischen Präsidenten sei er über einen Freund gekommen, der zugleich ein Berater Erdoğans sei. Von dem Prozess gegen Jan Böhmermann erwartet sich Sprengers Mandant vor allem, dass der Satiriker nicht wiederhole, was er über Erdoğan in dem Schmähgedicht gesagt hat.

Ob er als dessen Anwalt auch Schadenersatzansprüche geltend macht, weiß Sprenger noch nicht. Vorerst wartet er, wie Böhmermann auf die Aufforderung zur Unterlassung reagiert, die er ihm geschickt hat. Von einer erheblichen Strafe geht Sprenger nicht aus. Dennoch sei Strafe erforderlich, um "ihn auf den rechten Weg zurückzuführen, Satire zu machen und nicht mehr plumpe Beleidigungen", sagte er im "Heute Journal". Zu seinem neuen Job sagt er: "Ich freue mich über jedes Pressemandat, wenn ich damit dem Recht dienen kann."

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