Mekka:Israelischer TV-Reporter missachtet Gesetz und sorgt für Eklat

Mekka: Der israelische Reporter Gil Tamary filmt sich in Mekka und zeigt die Bilder in einer Reportage auf seinem TV-Sender Kanal 13.

Der israelische Reporter Gil Tamary filmt sich in Mekka und zeigt die Bilder in einer Reportage auf seinem TV-Sender Kanal 13.

(Foto: Screenshot/Channel 13)

Der israelische TV-Reporter Gil Tamary soll in Saudi-Arabien den Biden-Besuch begleiten. Dann fährt er in den Pilgerort - und bringt sein Land in diplomatische Schwierigkeiten.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Ein paar bunte Bilder aus Mekka hat er mitgebracht, von der Großen Moschee, vom Berg Arafat, von Pilgern. Und er hat es auch nicht versäumt, sich selbst immer mal wieder ins Bild zu bringen, vor Ort, authentisch, exklusiv. Der israelische TV-Sender Kanal 13 hat die Aufnahmen seines Reporters Gil Tamary mit Stolz und großem Tamtam am Montagabend präsentiert. Schließlich war er der erste israelische Journalist an dem für Muslime hochheiligen Ort in Saudi-Arabien. Das Problem: Der Besuch von Mekka ist Nicht-Muslimen per Gesetz verboten. Kein Wunder also, dass die Aufnahmen nun ziemlich viel Ärger provoziert haben.

Eigentlich war allein die Reise Tamarys nach Saudi-Arabien schon eine Sensation. Denn das Königreich unterhält keine Beziehungen zum jüdischen Staat, folglich gibt es normalerweise auch keinen Besuchsverkehr. Doch Tamary sowie zwei weitere israelische Journalisten hatten eine Sondererlaubnis erhalten wegen des Besuchs von US-Präsident Joe Biden, der vorigen Freitag direkt von Israel aus nach Saudi-Arabien geflogen war. Tamary nutzte das jedoch nicht nur zu Berichten über Biden, sondern auch dazu, sich von einem saudischen Fahrer in die für ihn verbotene Stadt bringen zu lassen.

Er war sich bewusst, was er da tat, und lobte sich selbst für diesen Scoop. "Diese Stadt ist für jeden Nicht-Muslimen geschlossen, es ist praktisch unmöglich, hinein zu kommen", lässt er seine Zuschauer wissen. "Aber mir ist es gelungen, die richtige Personen zu finden, die das Risiko auf sich genommen hat, mich mit auf diese Reise zu nehmen."

"Das ist so, als würde ich eine Synagoge betreten und aus der Torah lesen"

Er selbst mag sich wie ein verwegener Entdecker gefühlt haben, in der Nachfolge vielleicht des britischen Abenteurers Richard Francis Burton, der sich im 19. Jahrhundert als muslimischer Pilger verkleidet zur Kaaba durchgeschmuggelt hatte. Doch unter dem Hashtag "Ein Jude im Heiligtum" hat das im Hier und Jetzt für große Aufregung gesorgt.

Ein saudischer Blogger namens Mohammed Saud, der in der Vergangenheit durch Israel-freundliche Äußerungen aufgefallen war, schimpfte nun über Ignoranz, Arroganz und eine Missachtung des Islam. "Das ist so, als würde ich eine Synagoge betreten und aus der Torah lesen", meinte er - und bekam dafür Zuspruch auch von Israelis. Aus der israelischen Regierung meldete sich Issawi Frej zu Wort, der als Muslim dem Ministerium für Regionale Kooperation vorsteht. Er schimpfte über eine "unverantwortliche Dummheit" aus Quotengründen und warnte davor, dass dies die von Israel sehnlichst erwünschte Normalisierung der Beziehungen mit Saudi-Arabien gefährden könnte.

Die gerade erst rund um Bidens Besuch aufkeimende Völkerfreundschaft jedenfalls hat das alles gewiss nicht gefestigt, zumal der Sender nach erster Kritik noch darauf beharrte, dies sei eine "bedeutende journalistische Leistung" gewesen. Am Ende rangen sich Kanal 13 und Tamary doch noch zu einer Entschuldigung durch. "Es war nicht die Absicht, die Gefühle von Muslime zu verletzen", hieß es. Minister Frej gab dem Sender noch einen Tipp mit auf den Weg. Für den nächsten Bericht aus Mekka sollten sie doch einfach einen muslimischen Reporter schicken.

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