Es gibt Leute, die mächtig auf den Putz hauen. Das macht Eindruck, hat aber den Nachteil, dass der Putz bröckelt; dann sieht man, wie wenig dahinter ist. Es gibt auch viele Medien, die auf den Putz hauen. Zu ihnen gehört Die Gazette nicht. Sie verweigert sich den Moden, optisch und inhaltlich. Sie mutet dem Leser zu, dass er einfach liest. Sie hat keinen starken Auftritt, dafür aber einen starken Inhalt.
Die Zeitschrift heißt, untertreibend, Gazette. Dies Wort ist heutzutage eine eher ironische Bezeichnung für eine Zeitung. Diese hier kokettiert damit, weil sie um ihren Wert weiß. Das Magazin, das in München erscheint, kommt unaufgeregt daher, dafür ist aber der Anteil der aufregend guten Stücke hoch. Man findet Essays, Kurzgeschichten, Lyrik und wunderbare "Fundsachen". Eine ganz klare politische Linie hat das Blatt nicht; man darf es "aufklärerisch" nennen. Ihr Herausgeber und Finanzier Fritz Glunk ist ein journalistischer Literat - ein bedächtiger alter Herr, der in seinen Editorials seine Gedanken klug und dünkelfrei aufschreibt. Seine Gazette kam 1998 online auf den Markt und wird seit 2004 auch gedruckt, viermal im Jahr.
Wenn eine Schrift, die von privater Initiative lebt, überlebt, dann ist das die reine Freude. Diese reine Freude kostet neun Euro pro Nummer.
Heribert Prantl