Medien und Politik:Letzte Worte

Der scheidende BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb hatte in seiner letzten "Münchner Runde" Ministerpräsident Horst Seehofer zu Gast. Beide nutzen die Gelegenheit, sich gegenseitig ihrer Zuneigung zu versichern.

Von Katharina Riehl

Es war am Abend der bayerischen Landtagswahl im Jahr 2013, als das Verhältnis des nun scheidenden BR-Chefredakteurs Sigmund Gottlieb zum möglicherweise auch 2018 noch nicht scheidenden bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ein Thema für die Internethumoristen wurde. Gottlieb beendete damals im TV recht abrupt ein Statement von Sigmar Gabriel mit den Worten, dessen Äußerungen seien "doch alle sehr erwartbar" - um dann stattdessen für etwas "Abwechslung" zu sorgen mit einem Porträt über den Mann, der der CSU "ihren Stolz" wiedergegeben habe: Horst Seehofer. Ein Video mit dem Titel "Sigmund Gottlieb sorgt für Abwechslung" wurde ein Hit im Netz - die zur Schau gestellte Zuneigung ein Thema für die politische Berichterstattung.

Auch insofern also vielleicht keine richtige Überraschung, dass Sigmund Gottlieb für seinen letzten Auftritt als Moderator der BR-Sendung Münchner Runde noch ein letztes Mal den bayerischen CSU-Ministerpräsidenten empfing, als einzigen Gast. Gottlieb geht Ende März beim BR in den Ruhestand, die Moderation seiner politischen Talksendung gibt er schon jetzt ab.

Gottlieb und Seehofer also sprachen am Mittwochabend über Flüchtlingspolitik, über Martin Schulz, über Donald Trump - und am Ende sprachen sie noch kurz über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das lag insofern nahe, als Seehofer gerne heftig gegen ARD und ZDF poltert und im September dann forderte, die beiden Anstalten doch gleich zusammenzulegen.

Gottlieb: "Darf ich Ihnen zum Schluss noch eine Frage in eigener Sache stellen? Das haben mir eine Reihe von Kollegen aufgetragen: Frag das den Seehofer. Herr Seehofer, stehen Sie als ein verlässlicher Verbündeter und guter Freund an der Seite des öffentlich-rechtlichen Systems? (...)" Seehofer beteuerte die Wichtigkeit kritischer Medien, die man als Politiker aber auch kritisieren dürfen müsse. Dann aber: "Und vielleicht empfinden Sie das jetzt als Schmeichelei, wenn ich sage: Beim Bayerischen Rundfunk stellt sich zuallerletzt die Frage, ihn infrage zu stellen, weil das ist unser Aushängeschild, was die Medienpolitik in Deutschland angeht."

Und Gottlieb antwortete: "Da frage ich jetzt nicht mehr nach, sondern lass das so stehen."

Man fragt sich ja wirklich, wer im deutschen Fernsehen künftig so für Abwechslung sorgen soll.

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