Süddeutsche Zeitung

Russische Medienfinanzierung:Crowdfunding gegen Putin

Meduza gilt als eines der letzten unabhängigen Medien in Russland. Nun sammelt die Redaktion von Riga aus Geld von Unterstützern - mit Hilfe der deutschen Krautreporter.

Von Timo Posselt

Plötzlich musste es schnell gehen. Als die russische Regierung Anfang März weiter gegen die Medienfreiheit vorging, sperrte sie auch die Seite von Meduza in Russland. Das Medium gilt als eine der letzten unabhängigen Stimmen im Land und wird trotz Sperrung mithilfe einer speziellen App und dem Thor-Browser von Millionen von Russen weiterhin gelesen. Die erneute Repression gefährdet nun jedoch die Finanzierung des Mediums. Während die letzten Journalisten im Zuge des Ukraine-Kriegs Russland verlassen mussten, verlor Meduza so auch den Zugang zu den Beiträgen seiner 30 000 Mitglieder. Dennoch berichtet die Redaktion vom lettischen Riga aus weiter über den Krieg. Dem Medium geht jedoch bald das Geld aus.

Um seine unabhängige Berichterstattung am Leben zu erhalten, ist Meduza nun auf die Redaktion des deutschen Online-Magazins Krautreporter zugegangen. In einer "Hau-Ruck-Aktion", wie Krautreporter-Redaktionsmitglied Sebastian Esser der SZ am Freitag erklärte, sei ein Crowdfunding auf die Beine gestellt worden, das bereits am vergangenen Montag gestartet is t. "Bei 10 000 Unterstützern können sie weitermachen", so Esser gegenüber der SZ. Das Ziel seien jedoch 30 000 Unterstützer und Unterstützerinnen. Mit Online-Spendenaufrufen hat Krautreporter Erfahrung. Das Medium wurde selbst 2012 mit einer Crowdfunding-Aktion lanciert. Durch die Unterstützung aus dem Ausland hofft die Redaktion von Meduza nun darauf, weiter unabhängig und kritisch über die russische Regierung und den Angriffskrieg in der Ukraine berichten zu können. Trotz der zunehmenden Repression in Russland selbst.

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