Bei seinem inzwischen unterirdischen Krieg gegen kritische Journalisten kann sich Trump auf den National Enquirer verlassen, eine Boulevardzeitung, die sonst ausschließlich reißerische Geschichten über Stars bringt, aber am besten mit ganz viel Gewichtszunahme und noch mehr Seitensprung. Unweigerlich tauchte auch das Liebespaar aus Morning Joe dort auf, selbstverständlich als erwischt beim Ehebruch, aber erst nach einer klassischen Erpressung, von der die beiden in der Washington Post berichteten: Wenn sie sich beim Präsidenten für ihre Kommentierung entschuldigten, würde Trump seinen Einfluss geltend machen und die Geschichte verhindern, so sei es ihnen ausgerichtet worden. Sie taten es nicht, die Geschichte erschien. David Pecker, der CEO von American Media Inc., zu dem auch der National Enquirer gehört, ist ein enger Freund Trumps, der wiederum bei Gelegenheit das Skandalblatt allen Ernstes für den Pulitzerpreis empfohlen hat. Jared Kushner, Trumps Schwiegersohn, soll vor einiger Zeit versucht haben, die Zeitung zu kaufen.
Verleumdung, Erpressung, politische Kungelei: Man könnte an die Mafia denken, aber der Guardian lässt den bulligen Herren in Armani-Anzügen hier doch Gerechtigkeit widerfahren: "Die Mafia würde sich dann doch nicht auf das Niveau von Morgensendungen herablassen."
Der gegenwärtige Präsident der Vereinigten Staaten allerdings schon, denn es ist das, was er kennt und was ihn groß gemacht hat. Dazu haben nicht zuletzt die Medien beigetragen: die New Yorker Zeitungen und Magazine, die ihn fasziniert hochgeschrieben haben; NBC, das mit seiner Sendung The Apprentice Traumquoten erzielte und ihn damit zum landesweit bekannten Kandidaten beförderte; und vor allem Twitter, die ideale Plattform für brutale Botschaften. Seine Methode, unter Umgehung der Medien über Twitter direkt mit dem Volk oder jedenfalls mit seinen Anhängern zu kommunizieren, sollen die Feinde ruhig für nicht präsidentengemäß halten, hat er am Wochenende in einer letzten Botschaft auch den innerparteilichen Kritikern entgegen gehalten, sie sei "modern day presidential", genau das Richtige für einen Präsidenten auf der Höhe der Zeit.
Wie weit oben er inzwischen ist, hat Trump am Samstag deutlich gemacht. Bei einem Treffen von Veteranen und Evangelikalen in Washington erklärte er, die Presse sei zu weit gegangen. Die Versammlung klatschte Zustimmung. Er meinte natürlich nicht den National Enquirer, nicht die New York Post, die wie der Sender Fox News seinem väterlichen Freund Rupert Murdoch gehört. Er meinte New York Times, Washington Post, CNN: Am Sonntagmorgen twitterte Trump ein Video, in dem er einen Mann verprügelt, auf dessen Kopf ein CNN-Logo montiert wurde. #FraudNewsCNN schrieb er: Schwindelnachrichten.
Bei seiner Rede vor den Veteranen war hinter Trump die riesigste amerikanische Fahne aller Zeiten entrollt, wie die meisten vermutlich in der Volksrepublik China hergestellt. Dann sprach er das Machtwort: "Aber wir sind Präsident, nicht sie." Die Menge erhob sich und jubelte ihrem regierenden Volkstribunen begeistert zu.
Der römische Kaiser Caligula war ziemlich verrückt, aber immerhin kein Sadist. Caligula hat sich darauf beschränkt, sein Pferd zum Senator zu ernennen.