Auch den WDR beschäftigten im vergangenen Jahr Vorwürfe wegen sexueller Belästigung. Gegen einen langjährigen Auslandskorrespondenten lief offenbar eine interne Untersuchung, die für den Mann arbeitsrechtlich aber weitgehend folgenlos blieb.
Wie das Magazin Stern und das Recherchezentrum Correctiv berichten, habe der Journalist 2012 eine Praktikantin während einer Dienstreise in sein Hotelzimmer eingeladen und ihr zum Champagner einen Pornofilm gezeigt; einer anderen Kollegin habe er per Mail sexuelle Avancen gemacht.
Der Fall, der fünf Jahre später intern publik wurde, weil die ehemalige Praktikantin sich an den WDR wandte, sei Anfang 2017 untersucht worden, unter anderem durch Sonia Mikich, die Chefredakteurin Fernsehen. Der Journalist, dessen Name nicht genannt wird und der sich dem Stern gegenüber nicht äußern wollte, habe die sexuelle Belästigung eingeräumt. Er hat laut Stern/Correctiv keine Abmahnung erhalten, der Vorfall sei aber in seiner Personalakte vermerkt worden. Davon sei die ehemalige Praktikantin enttäuscht.
Sieben Fälle in zehn Jahren
Der WDR teilte auf Anfrage am Mittwoch mit, man äußere sich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht zu konkreten Fällen. Es gebe seit 2015 ein Interventionsteam - besetzt mit Vertretern von Personalrat, Justiziariat und Gleichstellungsbeauftragten -, an das sich Betroffene wenden können. Dieses Team war offenbar auch mit dem von Stern/Correctiv geschilderten Fall befasst.
In den vergangenen zehn Jahren seien beim WDR sieben Fälle aktenkundig geworden, "sie wurden konsequent arbeitsrechtlich verfolgt - mit dem Maximum an rechtlichen und disziplinarischen Möglichkeiten". Stern/Correctiv berichten, ein Fall betreffe einen fernsehbekannten Journalisten des Senders.