Prozess in Leipzig:MDR fordert 300 000 Euro von seinem ehemaligen Manager

Prozess in Leipzig: MDR-Intendantin Karola Wille kurz nach ihrer Zeugenaussage vor Gericht: Die Senderchefin erklärte, den Skandal vor elf Jahren mit aufgedeckt zu haben.

MDR-Intendantin Karola Wille kurz nach ihrer Zeugenaussage vor Gericht: Die Senderchefin erklärte, den Skandal vor elf Jahren mit aufgedeckt zu haben.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Der Ex-Unterhaltungschef des Senders, Udo Foht, ist unter anderem wegen Betrugs angeklagt. Nun hat die Intendantin ausgesagt. Für sie und den Sender ist der Fall pikant.

Von Anna Ernst

Wie groß war der Schaden, den Udo Foht dem Mitteldeutschen Rundfunk zugefügt hat? Elf Jahre nachdem der Skandal um den ehemaligen Unterhaltungschef des Senders bekannt wurde, versucht ein Prozess am Landgericht Leipzig den Fall aufzuklären. Der heute 72-Jährige ist dort wegen Betrugs, Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung angeklagt. Am Freitag nun hat Karola Wille, die Intendantin des MDR, gegen Foht ausgesagt - und erstmals öffentlich die Schadenersatz-Summe beziffert, die der Sender von seinem ehemaligen Manager fordert: 300 000 Euro. Foht habe größere Teile davon bereits bezahlt - und zahle weiterhin ab, erklärte Wille der dpa zufolge.

In seiner einflussreichen Funktion als Unterhaltungschef hatte Foht bis ins Jahr 2011 vor allem die Schlagersparte der ARD maßgeblich mitgestaltet. Er galt als Förderer von deutschen Musikergrößen wie Florian Silbereisen und Helene Fischer, die er mit Shows und Auftritten zur Primetime berühmt machte. Gleichzeitig soll er sich immer wieder bei Musikmanagern und Produktionsfirmen größere Darlehen - bis hin zu fünfstelligen Beträgen - erbettelt haben. Foht hatte dazu schon kurz nach Prozessbeginn ein Geständnis abgelegt: Er habe bewusst riskiert, dass er das Geld nicht rechtzeitig zurückzahlen konnte.

Gab es für die Manager und Produzenten im Gegenzug Vorteile wie neue Aufträge oder mehr Sendezeit? Der Angeklagte hat das bestritten. Die "Darlehensgeber hatten keine Vorteile", nur "Schäden", hieß es dazu in seinem Geständnis. Mit dem Geld habe er lediglich die Produktion neuer Sendungen vorfinanzieren wollen.

Schaden jedenfalls hat auch der MDR genommen, "einen großen", sagt Intendantin Karola Wille. Die ausgebildete Juristin bekleidete schon bei Bekanntwerden des Falls 2011 eine hohe Führungsposition: Sie war juristische Direktorin und Vize-Intendantin. In ihrer Abteilung landete 2011 das Mahnschreiben einer Produktionsfirma, die von Foht und dem MDR plötzlich geliehenes Geld zurückverlangte. Ein Regelverstoß? Davon sei sie zunächst ausgegangen, sagte Wille der dpa zufolge vor Gericht aus. Später habe es dann weitere Hinweise auf unbeglichene Forderungen von Produzenten gegeben: Ein Darlehensgeber, der Foht 20 000 Euro geliehen hatte, habe schließlich konkrete Angaben gemacht. Am nächsten Tag habe sie ihrem Senderchef, dem damaligen Intendanten Udo Reiter, empfohlen, Foht umgehend zu suspendieren, Hausverbot zu erteilen und eine Strafanzeige zu stellen.

Beim MDR kratzt der Skandal zur Unzeit am Image

Wille und ihrer Presseabteilung ist es wichtig, immer wieder zu betonen, dass sie damals schnell gehandelt habe, dass der Sender mit den Ermittlern umfassend kooperiert habe. Es geht um Schadensbegrenzung: Nach dem RBB-Skandal stehen die ARD-Sender in diesem Jahr besonders unter Druck. In der Bevölkerung wächst der Unwille, Rundfunkbeiträge zu zahlen, weiter - gerade auch in Sachsen, wo der MDR seinen Hauptsitz hat. Der alte Skandal kratzt zur Unzeit erneut am Image.

Kein Wunder, dass man beim MDR nun begrüßt, "dass dieser gesamte Sachverhalt nun auch strafrechtlich seinen Abschluss findet", wie Wille in einem Statement nach dem Prozess erklärt. Aus der damaligen Zeit habe man beim MDR eine Lehre gezogen und unter ihrer Führung "eines der modernsten und besten Compliance-Management-Systeme aufgebaut. Heute gelten wir damit als Vorbild innerhalb der ARD", sagt Wille. Für die 63-Jährige dürfte diese Betonung auch aus persönlichem Grund wichtig sein: Sie wird im kommenden Jahr nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren. Der Fall Foht trägt einen wesentlichen Teil dazu bei, wie man auf ihre Zeit als Intendantin zurückblicken wird.

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