MDR sucht Passanten von Tatort-Dreh:Denn sie wissen nicht, wo sie standen

Christian Ulmen Dreharbeiten Tatort Weimar

Christian Ulmen am 5. April in Weimar bei den Tatort-Dreharbeiten am Marktplatz.

(Foto: dpa)

Der MDR fahndet mit der Aktion "Thüringen sucht die Tatort-Stars" nach drei Passanten, die sich in die Dreharbeiten mit den neuen Weimarer Kommissaren Christian Ulmen und Nora Tschirner verirrt haben. Sie haben Eindruck hinterlassen - doch die Suche ist mühselig.

Von Charlotte Theile

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) fahndet: nach einer Dame, blonde Strähnen, Kinderwagen in der einen, Bratwurst in der anderen Hand. Außerdem nach einer Frau mit dicker weißer Jacke, die "sehr intensiv ihr Handy bearbeitet", und einem dunkel gewandeten Herrn mit einem Kind (beigefarbene Mütze, rote Jacke) auf dem Arm. Die Gesuchten hielten sich am Freitag, 5. April, zwischen sieben und 19 Uhr in der Nähe des Weimarer Marktplatzes auf.

Wer nicht mehr genau weiß, was er am Freitag zwischen sieben und 19 Uhr getan hat: Dort wurde eine Szene des neuen Weimar-Tatort gedreht, SEK-Einsatz am Rathaus, so riesig, dass es die ganze Stadt mitbekommen hat. "In Weimar ist das ein Großereignis" sagt MDR-Mitarbeiter Thomas Becker, entsprechend viele Schaulustige haben die Dreharbeiten angezogen. Dass ein paar im Bild sind, ließ sich nicht vermeiden. Regisseurin Franziska Meletzky haben die Aufnahmen bratwurstverzehrender Thüringer im Nachhinein jedoch so gut gefallen, dass sie im Bratwurst-Krimi "Die fette Hoppe", so der geplante Titel des ersten Weimar-Tatort, vorkommen sollen.

Doch um Passanten im Fernsehen zeigen zu dürfen, braucht man deren Einverständnis. Und das versucht der MDR nun per groß angelegter Zuschauer- und Höreraktion einzuholen. Ullrich Wagner aus Ziegelroda hätte zum Beispiel kein Problem mit einem Auftritt als Tatort-Komparse - das ließ er im Interview mit dem MDR-Jugendsender Jump wissen. Auch viele andere versetzt die Vorstellung, an der Seite von Christian Ulmen (Kriminalkommissar Lessing) und Nora Tschirner (Kommissarin Kira Dorn) im Weihnachtstatort einen Schaulustigen zu geben, in Aufregung. "Ich mach' zur Zeit nichts anderes, als diese Leute zu identifizieren", sagt MDR-Mitarbeiter Becker, dessen Aufgabe es ist, unter all jenen, die sich nun unter einer kostenfreien Nummer beim Rundfunkhaus melden, die richtigen Passanten herauszufinden.

Peinlich? Überhaupt nicht.

Seit Montag läuft die Aktion "Thüringen sucht die Tatort-Stars". Sämtliche MDR-Portale machen mit - das ist nötig, denn bei der Suche gibt es eine Schwierigkeit: Obwohl man Bilder der unfreiwilligen Komparsen hat, darf man sie nicht im Internet oder auf Plakaten zeigen, das wäre genauso verboten wie die Veröffentlichung im Tatort. So bleiben nur Beschreibungen. "Bei Frauen ist ja das Schöne, dass sie wissen, was sie anhatten", sagt Becker. Sonst sei die Suche schon etwas mühsam. Er habe den Anspruch, alle Passanten zu identifizieren, auch wenn es sein könne, dass jemand inkognito oder in geheimer Begleitung in Weimar war und keineswegs möchte, dass dieser Besuch am zweiten Weihnachtstag zur besten Sendezeit publik wird.

Solche Überlegungen gehören eigentlich zum kleinen Einmaleins des Fernsehmachens. Regisseurin Franziska Meletzky, die in Weimar bereits ihren vierten Tatort dreht, traut sich trotzdem, nachträglich um die Mithilfe der Thüringer zu bitten. Peinlich? Überhaupt nicht. Thomas Becker, der Mann, der nun die Einverständniserklärungen einsammeln muss, findet sogar: "Das Ganze ist doch eine tolle Werbung für den Weimar-Tatort."

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