McDonald's-Doku in der ARD:Happy-Meal als Einstiegsdroge

Kinder, Kalorien und perfektes Marketing: Der Fast-Food-Laden McDonald's schafft, wovon andere träumen. Seine Produkte sind als unvergleichliches Geschmacks-Erlebnis in den Kundenköpfen verankert. Die WDR-Dokumentar-Filmer Jochen Taßler und Jochen Leufgens haben Produkte und Firmenpolitik des multinationalen Konzerns untersucht. Mit vernichtendem Ergebnis.

Christopher Pramstaller

Ernährung als große Spaßveranstaltung, Essen als Gesamterlebnis und ein einzigartiger Geschmack als Markenversprechen: McDonald's ist der unangefochtene Gigant der Fastfood-Industrie und schafft es, allein in Deutschland täglich 2,7 Millionen Kunden in die Filialen zu locken.

McDonald's richtet Fokus auf Europa

In vier Kategorien haben die Doku-Filmer McDonald's überprüft: Geschmack, Verführung, Bekömmlichkeit und Fairness. Ihr Ergebnis ist enttäuschend.

(Foto: dpa)

Obwohl sich die Mehrzahl der Konsumenten darüber im Klaren ist, dass die Produkte weder gesund noch außerordentlich günstig sind, sind die Restaurants stets voll. BigMac und Pommes gehen anscheinend immer. Das Food-Marketing hat das nahezu Unmögliche geschafft: ungesunde Produkte und uniformer Geschmack sind als ultimatives Erlebnis in den Köpfen verankert. Knapp 1400 Filialen mit drei Milliarden Euro Umsatz alleine in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache.

In vier Kategorien haben die WDR-Dokumentar-Filmer Jochen Taßler und Jochen Leufgens nun McDonald's überprüft. Das Ergebnis ist vernichtend. Geschmack? Enttäuschend. Verführung? Raffiniert. Bekömmlichkeit? Gering. Fairness? Unzureichend.

Hunderte Testesser, Lebensmittellabore und Psychologen

Aufwändig haben die Doku-Filmer recherchiert: Hunderte Testesser wurden befragt, Kinder mit Eye-Tracking und Gehirnstrommessungen vor Happy-Meals gesetzt, Ernährungspsychologen zur großen Verführung interviewt. Sie überprüften, wo die Produkte hergestellt werden, die in der Werbung als aus urtümlichen Landwirtschaft und von glücklichen Kühen stammend verkauft werden. Außerdem verraten Lebensmittelanalysen, was tatsächlich in den Burgern der weltweit führenden Fastfood-Kette steckt.

Das vernichtende Ergebnis: Beim Blind-Test schmeckt McDonald's nicht, die Produkte sind wahre Kalorienbomben und enthalten kaum Ballaststoffe, das Marketing will Kinder mit den Happy-Meals möglichst früh an den typischen McDonald's-Geschmack gewöhnen und die Produkte stammen aus kaum überprüften Landwirtschafts-Betrieben.

Aber warum ist McDonald's Marktführer? Was finden gerade Kinder an McDonald's so toll? Wie transparent ist die Herkunft der Produkte tatsächlich? 2011 wurde McDonald's zu einem der Top-Arbeitgeber in Deutschland gekürt - wie sehen die Arbeitsbedingungen tatsächlich aus? "Der McDonald's-Check" schaut in einzelnen Filialen hinter die Kulissen und verfolgt den Weg vom Burger zurück bis in den Tierstall.

Bereitwillige, dürftige Auskünfte

Mit dem "McDonald's-Check" setzt Das Erste seine erfolgreiche Reihe fort, in der die Produkte, aber auch die Firmenpolitik populärer Konsummarken unter die Lupe genommen werden. Am vergangenen Montag ereignete sich in der umkämpften Fernseh-Primetime eine kleine Quoten-Sensation: "Der Lidl-Check" erreichte 6,3 Millionen Zuschauer - und stellte damit sogar Günther Jauch mit "Wer wird Millionär" in den Schatten.

McDonald's will Transparenz zeigen

Im Gegensatz zur bereits mit einer Doku beleuchteten Dicounterkette Lidl spielte McDonald's bei den Dreharbeiten bereitwillig mit. Manager und Firmensprecher standen Rede und Antwort und ließen Kamerateams in der Versuchsküche und beim Fleischlieferanten zu. Geholfen hat es nichts: Die Antworten von McDonald's bleiben dürftig - die Ergebnisse des Checks sind eindeutig.

Die WDR-Tester liefern mit ihrem Check zwar interessante Einblicke in die ungemeinen Verführungskräfte und Strategien des multinationalen Unternehmens und können auch fundierte Antworten auf die allgemeinen Vermutungen bezüglich schlechter Ernährungswerte, raffinierten Marketingtricks und mangelhafter Arbeitnehmer-Freundlichkeit bieten. All das hat man jedoch schon in der einen oder anderen Form gehört.

Leider bleibt die Doku dort stehen, wo es wirklich spannend wird. Die Fragen, welche Folgen die Marketing-Strategien der Fastfood-Ketten langfristig auf gesellschaftliche Ernährungsgewohnheiten haben und wie Fastfood sich bei der derzeit existierenden Lebensmittel-Sensibilität vielleicht in Zukunft entwickeln wird, stellen die Doku-Filmer leider nicht. Das 45-Minuten-Format lässt wohl nicht mehr zu.

"Der McDonald's Check" ist erst die zweite "Check"-Dokumentation im ARD-Gemeinschaftsprogramm. Im WDR-Fernsehen hatten die Doku-Filmer bereits Tchibo, Ikea, Ferrero, Aral und Aldi unter die Lupe genommen. Im Ersten folgt nach Lidl und McDonald's am kommenden Montag noch das schwedische Mode-Unternehmen H&M.

Ob die Dokumentation bei den Zuschauern ebenso einschlägt wie die Lidl-Sendung bleibt abzuwarten. Beim Plasberg-Talk "Hart aber fair" geht es jedenfalls anschließend weiter. Das Thema hier: "Billig, schnell und fett - machen Burger und Discounter unser Essen kaputt?".

Der McDonald's-Check, 20.15 Uhr, ARD

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