"Maybrit Illner":Habeck: Können der Ukraine nicht helfen

"Maybrit Illner": Maybrit Illner lässt über den Krieg Russlands gegen die Ukraine debattieren.

Maybrit Illner lässt über den Krieg Russlands gegen die Ukraine debattieren.

(Foto: Svea Pietschmann/ZDF)

Statt Kölner Karneval läuft im ZDF ein "Maybrit Illner Spezial" zum russischen Krieg gegen die Ukraine. Darin zeigt sich der grüne Vizekanzler so frustriert wie offen.

Von Kathrin Müller-Lancé

Eigentlich hätte zur Primetime am Abend dieses 24. Februar die Mädchensitzung des Kölner Karnevals über den Bildschirm flimmern sollen. Stattdessen zeigt das ZDF Bilder von Militärhubschraubern am ukrainischen Himmel. Schon den ganzen Tag läuft Sonderprogramm, den Abend hat der Sender freigeräumt für ein "Maybrit Illner Spezial".

Der Satz des russischen EU-Botschafters, Kriege begännen selten an einem Mittwoch, zeige den ganzen Zynismus der russischen Regierung, sagt Illner zum Einstieg in die Sendung. "Denn heute ist Donnerstag. Und heute hat Russland einen Krieg begonnen." In zwei halbstündigen Runden diskutiert die Moderatorin Ereignisse mit wechselnden Gästen, unterbrochen von einem Nachrichtenblock.

Sehr eindrücklich spricht gleich zu Beginn Marina Weisband, Grünen-Politikerin und ehemaliges Mitglied der Piratenpartei, die in Kiew geboren ist. Viele Menschen, die sie kenne, seien immer noch vor Ort. "Man will die Ukraine nicht verlassen, weil es eben darum geht, das eigene demokratische, unabhängige Land zu verteidigen." In seiner Erklärung des Angriffs habe Putin einen willkürlich wahren Satz gesagt, analysiert Weisband, nämlich dass der russische Staat nicht neben einer modernen Ukraine existieren könne. "Putin hat vor nichts mehr Angst, als dass sein eigenes Volk sich mit der Idee der Demokratie ansteckt und seine eigene Kleptokratie beendet."

Erich Vad, deutscher Brigadegeneral a. D., ist am Diskussionstisch für die Prognosen zuständig. Der ehemalige militärpolitische Berater von Angela Merkel hält es für unwahrscheinlich, dass Putin die gesamte Ukraine auf Dauer besetzt. Vor allem gehe es dem russischen Präsidenten darum, in Kiew eine Marionettenregierung zu installieren, sagt Vad. Daran, dass Russland der Ukraine militärisch überlegen ist, hat er keinen Zweifel. Spiegel-Journalistin Melanie Amann sieht das ähnlich: "Da stehen sich wirklich David und Goliath gegenüber, nur dass David nicht mal eine Schleuder dabeihat."

Habeck: Wir helfen der Ukraine nicht

Noch kurz vor der Sendung hatte der ukrainische Botschafter in einem Interview an die deutsche Bevölkerung appelliert, die Ukraine nicht zu früh aufzugeben. Seitens der Regierung spüre er nur wenig Bereitschaft, überhaupt zu helfen.

Von Illner auf diese Kritik angesprochen, antwortet Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) überraschend offen. Er verstehe das Gefühl, alleingelassen worden zu sein. "Ich glaube, so würde ich auch reden. [...] Denn so richtig können wir der Ukraine nicht helfen, und wir helfen ihr auch nicht. Aber die Sanktionen früher zu verhängen, hätte auch nicht geholfen." Rational sei dieser Krieg nicht zu erklären. "Es ist eine Idiotie, wenn ich das so sagen darf." Trotzdem räumt Habeck ein, es sei ein Fehler gewesen, sich energietechnisch von einem Despoten abhängig gemacht zu haben. Das gelte auch für Nord Stream 2.

Die Ostseepipeline und die damit verbundene Rolle der SPD sind in der Sendung mehrfach Thema. Es sei genau der richtige Moment gewesen, das Projekt zu stoppen, erklärt SPD-Chef Lars Klingbeil. Es sei die letzte Möglichkeit gewesen, ohne sich völlig unmöglich zu machen, entgegnet Spiegel-Journalistin Amann und bescheinigt der Partei "schon ein gewisses Russland-Problem, das sich über diese Pipeline manifestierte".

Gegen Ende der Sendung kommt noch der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) zu Wort, den Illner wiederum nach dem ehemaligen Bundeskanzler und amtierenden Gazprom-Lobbyisten Gerhard Schröder befragt. Als die Moderatorin von ihm wissen möchte, wie lange Schröder sich noch in seiner Funktion halten könne, sagt Gabriel nur: "Das müssen sie Gerhard Schröder selbst fragen." Dass er in Sachen Russland und Ukraine einer anderen Meinung sei als Schröder, sei "keine neue Nachricht".

Dann ist die Talkshow irgendwann vorbei. Die Sondersendungen gehen weiter. Auch am Ende des Tages ist dieser 24. Februar nur schwer zu fassen.

"Maybrit Illner": Kathrin Müller-Lancé würde gern von sich behaupten, nur in der Arte-Mediathek unterwegs zu sein. Aber dann schaut sie doch zu gern bei "RTL exklusiv" nach, was die Promis so machen.

Kathrin Müller-Lancé würde gern von sich behaupten, nur in der Arte-Mediathek unterwegs zu sein. Aber dann schaut sie doch zu gern bei "RTL exklusiv" nach, was die Promis so machen.

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