Mathias Döpfner von Friede Springer beschenkt:Und sie tanzen einen Tango

Überraschendes Präsent an ihrem 70. Geburtstag: Verlagserbin Friede Springer schenkt Vorstandschef Mathias Döpfner Aktien im Wert von mehr als 70 Millionen Euro. Der Deal macht Döpfner zum bestbezahlten Manager der deutschen Wirtschaft - er nimmt eine irgendwie einzigartige Position ein.

Caspar Busse und Hans-Jürgen Jakobs

It takes two to tango. Es braucht zwei für einen Tango. So lautet die aktuelle Devise an der Spitze des Axel Springer Verlags in Berlin. Am Mittwoch hatte der Vorstandschef Mathias Döpfner, 49, seiner tanzbegeisterten Verlegerin zum Siebzigsten ein ganz besonderes Geschenk gemacht, einen Gutschein für einen Tango-Kurs. "I'm your partner", rief er Friede Springer vor 200 Gratulanten, darunter Kanzlerin Angela Merkel, zu - der Frau, mit der er einmal auf einer Auslandsreise nach Sewastopol einen Tango versuchen wollte, was aber nicht klappte. "Mit dem nie wieder", hatte die Arbeitgeberin damals gescherzt.

Empfang zum Geburtstag von Friede Springer

Gruppenbild mit Damen: Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, Verlegerin Friede Springer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (von links nach rechts) im Journalistenclub des Axel-Springer-Verlags bei einem Empfang anlässlich der Geburtstagsfeier für Friede Springer.

(Foto: dpa)

Mit dem nie wieder?

Bereits am Dienstag dieser Woche hatte die Verlagseigentümerin, die Witwe des 1985 verstorbenen Axel Cäsar Springer, ihrerseits dem ersten Manager ihres Hauses ein fulminantes Präsent gemacht. Sie übertrug ihm aus ihrem persönlichen Besitz genau 1.978.800 Aktien, das sind zwei Prozent des Kapitals. Der Börsenwert lag am Freitag bei 74 Millionen Euro. Damit besitzt der Vorstandschef nun 3,26 Prozent an der AG. "Die Aktien wurden von Frau Friede Springer an Herrn Dr. Döpfner geschenkt", heißt es schnörkellos in der Pflichtmitteilung des Verlags ("Director's Dealings"), die erst am Freitag veröffentlicht wurde. Solange hatte sich die beschenkte Schenkerin mit der Information an die Öffentlichkeit Zeit gelassen, um nicht die Geburtstagsfeier mit Spekulationen über den Vorstandschef zu belasten.

Tatsache ist, dass sich die beiden entscheidenden Figuren des Großverlags als stabiles Team präsentieren wollen, nach immerhin zehneinhalb Jahren der Zusammenarbeit: hier die Sachverwalterin des Springerschen Erbes, dort der effizienzgewandete Manager mit Sinn fürs Musische und Prosaische, ein promovierter Musikwissenschaftler, der sich auf die Werte des Hauses versteht.

Das sei das "vielleicht stärkste Signal der Kontinuität", sagt ein Manager des Hauses. Für das Zwei-Prozent-Paket wurde per Poolvertrag vereinbart, dass hier bei anstehenden Fragen immer gleich abgestimmt wird.

An der Mehrheit der Dame des Hauses ändert das alles nichts. Sie disponiert insgesamt über 56,5 Prozent der Aktien. Friede Springer hält jetzt fünf Prozent direkt (vorher sieben Prozent). Die übrigen 51,5 Prozent gehören der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik; hieran hält die Verlegerin satte 90 Prozent.

Dieser wohl einzigartige Tango-Deal macht Mathias Döpfner zum bestbezahlten Manager der deutschen Wirtschaft. Auch wenn dieser für alle "steuerrechtlichen Dinge" aufkommen werde, wie es heißt. Üblicherweise wird eine Schenkungsteuer von 30 Prozent fällig. "Das sind amerikanische Verhältnisse", sagt ein Verlagsbeobachter. Dort werden Verantwortliche oft mit hohen Halteprämien bedacht.

Wissen ums richtige Zitat

Döpfner, der schätzungsweise zehn Millionen Euro im Jahr kassiert, hat mit der Sondergabe nun Bestverdiener wie Martin Winterkorn (Volkswagen) oder Peter Löscher (Siemens) ausgestochen. Er nimmt eine irgendwie einzigartige Position ein.

Schon im Juni 2006 hatte er von Verlegerin Springer mehr als 660.000 Aktien zum Vorzugspreis erhalten, dafür einen Kredit aufgenommen, dann auch Aktienoptionen genutzt und sich immer wieder mal von Paketen getrennt.

Auch als er Ende 2007 den teuren Flop mit dem Postdienstleister Pin hinlegte, hielt Witwe Springer zu ihm. Geschäfte im Ausland - zusammen mit dem Schweizer Ringier-Verlag - und Vorstöße ins Internetgeschäft mit Portalen und E-Commerce überzeugten sie. Der Kurs stieg, der ausgewiesene Gewinn auch.

Es sei "natürlich eine naheliegende Versuchung, sozusagen in mir eine Art Wiedergeburt von Axel Springer zu sehen oder irgendwie eine andere Art von Double", erzählte Döpfner vor kurzem. Er sei es aber nicht, Axel Springer sei absolut einzigartig: "Ich bin sozusagen als Gutsverwalter im Moment dafür zuständig, diesen Verlag ordentlich, so gut wie möglich zu führen."

Viele inner- und außerhalb des Verlags haben das enge Verhältnis zur Mehrheitsaktionärin Springer, der stellvertretenden Aufsichtsratschefin, über die Jahre aufmerksam verfolgt.

Wie sie von Berlin-Dahlem nach Potsdam zog, in die Nähe des Döpfnerschen Hauses, wie sie sich auf Sylt mit seiner Familie zeigte und Patentante eines seiner Söhne wurde. Über seinen Start als Springer-Chef erinnert sich Döpfner, dass viele Leute "halt diesen Unsinn geredet haben, der hat da irgendwie der Friede Springer schöne Augen gemacht, und deswegen hat er jetzt diesen Job". Heute hätten sie "ein sehr freundschaftliches Verhältnis, aber damals waren wir weit davon entfernt".

Zum 70. Geburtstag Friede Springers hatte Döpfner - im Wissen um die vielen neuen Aktien - geglänzt. Er kann lang reden, aber auch kultiviert kurz, und weiß fast immer ums richtige Zitat. Diesmal nahm der Tango-Freund Anleihe bei Fred Astaire, dem US-Star. Tanz sei, sagte der, ein "Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft".

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