Einmal friert Markus Lanz ein. Also die Person, nicht die Sendung, obwohl es kurz so wirkt, als stünde Letztere ebenso still. Eigentlich hätte sie gut darin verharren können: Im Standbild von Markus Lanz, die Hand vor der Brust, ein starrer Blick auf Tino Chrupalla, beide schweigen. Lanz blickt so, als suche er den AfD-Chef nach einer Art Zugang ab. Um zu verstehen, denn Lanz, ganz Journalist, will auch AfD-Chefs verstehen. Er sucht Lösungen, er sucht sie selbst in all dem Haarsträubenden, das Chrupalla an diesem Abend von sich gibt. Er sagt "Hm" und kratzt sich an der Stirn, wenn Chrupalla sich über die aus seiner Sicht wahren Gründe des deutschen Fachkräftemangels auslässt (das vernachlässigte Bildungssystem). "Hm, hm. Ist richtig. Und wie lösen wir das?" Lanz will sie herauspressen, die Lösungen.
"Markus Lanz":Vernebeln, bis die Wahrheit verschwimmt
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Markus Lanz gab AfD-Chef Tino Chrupalla in seiner Talkshow fast eineinviertel Stunden Raum. Vielleicht, um ihm auf den Zahn zu fühlen, vielleicht, um ihn bloßzustellen. Beides gelang, doch auf Kosten der Diskussionsqualität.
(Foto: Getty Images)Russische Kriegsverbrechen in der Ukraine sieht er keine, dafür überall Verschwörungen. Bei Markus Lanz sagt AfD-Chef Tino Chrupalla so schnell Unsinn auf, dass keiner hinterherkommt. Das entlarvt, macht aber keine gute Sendung.
Von Joshua Beer
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