"Mann, bin ich schön!" im ZDF:Spaßbefreites Geschäft

Ob man in Minikleider oder Anzüge gesteckt wird - eigentlich egal. Model zu sein, ist anstrengend und man weiß nie, ob man etwas zurückbekommt. So zu beobachten in einer TV-Doku über männliche Models, mal ohne dünne Mädchen.

Katharina Riehl

Mario trägt einen fluffig-pinken Pelz um die Schultern und einen Federschmuck mit drolligen Kordeln auf dem Kopf - und dass dieser Anblick irgendwie ulkig wirkt, zeigt schon, mit welchen Erwartungen im Kopf hier gespielt wird. Mario ist ein männliches Modell, blond, dünn, und immer auf der Suche nach einem Designer, der ihn seine Klamotten über den Laufsteg tragen lässt. Es hat keine Model-Castingsendungen gebraucht, um diese Welt sonst eher mit dünnen Mädchen in Zusammenhang zu bringen.

ZDF-Reportage über Männer-Models "Mann, bin ich schön!"

Die ZDF-Reportage "Mann, bin ich schön!" porträtiert in der Reihe "37 Grad" am 24.07.2012 zwei junge Männer-Models - unter anderem den 26-jährigen Mario Galla. Er ist gefragt, obwohl er eine Beinprothese trägt.

(Foto: dpa)

"Mann, bin ich schön!" heißt die Dokumentation von Maike Conway, die das ZDF in seiner Reportage-Reihe 37 Grad am Dienstag ausstrahlt, und hört man Mario und dem gerade erst 18 gewordenen Nicolai zu, spielt es schnell keine große Rolle mehr, dass man hier modelnden Jungs zusieht. Im Grunde erzählt der Film von einem ziemlich spaßbefreiten Geschäft, in das man sehr viel investieren muss, und nie weiß, ob man etwas zurückbekommt. Egal ob man in Anzüge oder Minikleider gesteckt wird.

Nicht so richtig nah ran

Der Film begleitet Nicolai, einen Jungen aus der bayerischen Kleinstadt, nach Mailand, zur Fashion Week. Zu unendlichen Castings, mit unendlich vielen hübschen Jungs, die alle melancholisch in die Luft blicken, bis sie ihre 30 Sekunden bekommen. 30 Sekunden, um sich vorzustellen, auf und ab zu laufen, hübscher oder besonderer zu sein als all die anderen.

"Bei Heidi Klum", sagt Nicolai, während man ihn in einen Mailänder U-Bahnschacht laufen lässt, "werden sie mit Chauffeurs rumgefahren. Das ist nicht die reale Welt." Man hat solche Sätze natürlich schon oft gelesen. Sieht man diesen müden, schwitzenden Jungen sich mit seiner Mappe unterm Arm durch die Tür zu einem Armani-Casting pressen, wird er aber ziemlich anschaulich.

Was der Dokumentation an mancher Stelle fehlt, ist die Tiefe - so richtig nah ran an den ausgebrannten Nicolai kommt sie nicht. Grund dafür ist sicher zum einen das Format, das alle Themen in 30 Minuten erzählt, aber auch, dass der Film sich nicht ganz für eine Geschichte entscheiden kann. Während Maike Conway an Nicolais Beispiel das Leben eines männlichen Nachwuchsmodels erzählt, ist Marios Fall noch ein ganz anderer: Mario trägt eine Prothese, die sein Bein verlängert. Auch sein Leben bricht ständig alle Erwartungen. Seine Geschichte ist hier fast etwas verschenkt.

Mann, bin ich schön!, ZDF, Dienstag, 22.15 Uhr.

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