Fernsehen:WDR verteidigt Gäste-Auswahl bei "Maischberger"

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Die Moderatorin Sandra Maischberger findet, auch AfD-Politiker gehörten in Talkshows. (Foto: Peter Rigaud/WDR)

Der Thüringer Kommunalpolitiker Suleman Malik wurde aus der Sendung ausgeladen - und kritisiert, dass der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla eingeladen wurde.

Von Luise Checchin

Die Frage, wer in Talkshows der öffentlich-rechtlichen Sender zu Wort kommen sollte und wer nicht, wird seit Langem diskutiert. Der Thüringer Kommunalpolitiker Suleman Malik hat nun am Donnerstag Vorwürfe gegen die Redaktion der ARD-Talkshow Maischberger erhoben. Demnach sei er von der Redaktion erst eingeladen und später wieder ausgeladen worden.

Malik, der sich in Erfurt für den Bau einer Moschee engagiert, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: "Ich - Muslim und direkter Betroffener der rassistischen Hetze der AfD wurde von #maischberger ausgeladen. Wisst ihr, wer stattdessen eingeladen wurde? AfD-Vorsitzender Tino Chrupalla."

Bei der Maischberger-Sendung vom 11. März, für die er angefragt worden war, handelt es sich um ein Sonderformat: Es soll in Erfurt stattfinden und hat laut einer Ankündigung den Ansatz, mit "Spitzenpolitikern und Thüringer Bürgern" über die Ministerpräsidentenwahl in Erfurt zu diskutieren.

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Der WDR erklärte in einem Statement am Freitag, die Absage sei eine übliche Vorgehensweise bei Sendungen mit Publikumsbeteiligung. Malik sei "als Publikum angefragt, wie viele andere engagierte Bürger*innen auch". Nach ersten Vorgesprächen habe die Redaktion dann eine Auswahl treffen müssen. In der Sendung am Mittwoch würden auch muslimische Bürger vertreten sein. Weiter heißt es: "Eine Entscheidung über die Teilnahme von Herrn Malik stand allerdings nie im Zusammenhang mit der Einladung der Politiker*innen. Eingeladen werden Politiker*innen von CDU, Linke und AfD, da diese drei Parteien die Debatte in den Wochen seit der Wahl maßgeblich prägen". Die Maischberger-Redaktion schätze Malik "als engagierten Diskutanten" und werde sich in der kommenden Woche persönlich mit ihm in Erfurt treffen, um sich auszutauschen.

Im Gespräch mit der SZ äußerte Malik am Freitag allerdings sein Unverständnis gegenüber der Argumentation der Maischberger-Redaktion. Ein Mitarbeiter habe die Absage am Donnerstag damit begründet, dass Malik zu sehr in der Öffentlichkeit stünde. Man wolle lieber diejenigen zu Wort kommen lassen, die keine Stimme hätten. "Die AfD", so Malik, "ist doch der Grund dafür, warum ich so viel in den Medien sein muss". Malik berichtet von Drohungen gegen die eigene Familie und das Erfurter Moscheeprojekt, für das er sich einsetzt.

Die Gäste-Auswahl von Talkshows steht schon länger in der Kritik. Im vergangenen Jahr vergab die Initiative "Neue deutsche Medienmacher*innen" ihren Negativ-Preis "Goldene Kartoffel" an die vier Talkshows Hart aber fair, Maischberger, Anne Will und Maybrit Illner. In der Begründung hieß es, ARD und ZDF schenkten immer wieder "Rechtsradikalen und Rassisten" Sendezeit, Vertreter ethnischer und religiöser Minderheiten würden dagegen nur selten eingeladen.

In einem Interview in der März-Ausgabe des Branchenblatts Journalist, das vor der Debatte um die Absage Maliks geführt wurde, bekräftigte Sandra Maischberger ihre Haltung, auch Rechtspopulisten in ihre Sendung einzuladen. Dort heißt es: "Vertreter der AfD generell nicht mehr einladen zu wollen, lässt sich in unserer Demokratie nicht begründen. Auch, wenn das die Arbeit nicht leichter macht: Es geht nie um die Frage des Ob, sondern immer des Wie." Die Art, wie die Maischberger-Sendung dieses "Wie" am kommenden Mittwoch gestalten wird, dürfte sicherlich viele interessieren.

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