Süddeutsche Zeitung

Magazin "Wired":Neuer Anlauf in Berlin

In den USA ist das Magazin "Wired" eine publizistische Heimat für die digitale Generation. In Deutschland ist es dagegen bislang nur eine in unverständlichem Rhythmus veröffentlichte "GQ"-Beigabe. Das soll sich nun ändern.

Von Dirk von Gehlen

Es ist in diesem Jahr genau 20 Jahre her, dass sich im kalifornischen San Francisco Menschen trafen, um ein besonderes Magazin zu gründen. "Es gibt zahlreiche Technologie-Magazine", schrieb der Chefredakteur Louis Rossetto 1993 in die erste Ausgabe, "aber Wired zählt nicht dazu. Wired handelt von den mächtigsten Menschen auf diesem Planeten: von der digitalen Generation."

Diese lebte damals - deshalb der Titel - von allem, was mit Kabeln verbunden ist. Das hat sich geändert, geblieben ist aber der Pathos, mit dem Wired sich nun um kabellose Technologie kümmert. Viel davon war auch zu spüren als der Verlag Condé Nast, zu dem die US-Ausgabe von Wired seit 1998 zählt, nach italienischer und britischer Version im Jahr 2011 eine deutsche Wired ausprobierte.

Doch trotz Pathos verfing die Idee hierzulande nicht richtig: Wired Deutschland wurde unter Leitung von Thomas Knüwer und seinem Nachfolger Alexander von Streit nicht wirklich zu dem, was Wired in Amerika ist: eine publizistische Heimat für die digitale Generation. Das hing auch an einem eher zögerlichen Vertriebsmodell des Verlags, der das Heft als GQ-Beigabe sowie in unverständlichem Rhythmus veröffentlichte.

Das soll sich ändern - aber auch nicht sofort: Von Oktober 2014 an wird die deutsche Wired zehnmal im Jahr erscheinen. Dafür hat Condé Nast den bereits dritten Chefredakteur innerhalb von zwei Jahren verpflichtet: Nikolaus Röttger wird im April 2014 die Redaktion am neuen Standort Berlin leiten.

Röttger, der schon für das SZ-Jugendmagazin jetzt.de arbeitete, war zuletzt bei der Start-up-Website Gründerszene und entwickelte davor das Magazin Business Punk, mit dem Gruner + Jahr Anzeigenkunden erreichen will, die Produkte für die digitale Generation anbieten. Trotz des merkwürdigen Titels sahen manche in Business Punk unter Röttger bereits die zeitgemäßere deutsche Version von Wired. Es könnte also Hoffnung geben für die digitale Generation in Deutschland.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2013/ihe
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