Süddeutsche Zeitung

Magazin:Royale Redakteurin

Nach Beyoncé gestaltet nun die britische Herzogin Meghan eine "Vogue"-Hochglanzausgabe. Das sorgt nicht bei allen für Begeisterung.

Von Cathrin Kahlweit

Auf dem Foto, das die aktuellen und sehr aufgeregten Berichte über die September-Ausgabe der britischen Vogue begleitet, ist die Duchess of Sussex, ehemals Meghan Markle, zu sehen, die entweder Kleider an einem Kleiderständer durchschaut oder sich an einem Mantel zu schaffen macht; so ganz genau kann man das nicht sehen.

Vogue, Kleider, die Herzogin - das allein ist marketingtechnisch ein Hammer, umso mehr, da es als Coup gewertet werden darf, dass das Modeblatt die royale Celebrity überhaupt dazu überreden konnte, sich als Gast dieser Ausgabe anzunehmen. Zuletzt hatte die Duchess Schlagzeilen damit gemacht, dass sie ihre Privatsphäre schätze und in den ersten Monaten mit Baby Archie in Ruhe gelassen werden wolle.

Gleichwohl soll sie sich nun sieben Monate lang in Kooperation mit dem Chefredakteur der britischen Vogue, Edward Enninful, damit befasst haben, dem Blatt ihre Handschrift, ihre Ideen, ihre Werte zu verpassen. Sie selbst habe aber, heißt es, nicht auf dem Cover abgebildet sein wollen - aus Angst, das sei "angeberisch". Deshalb die Pressefotos der Duchess mit Kleidern: Werte hin oder her; letztlich geht es auch in der wichtigen September-Ausgabe, deren amerikanische Edition zuletzt Schlagzeilen mit einer Gast-Redakteurin namens Beyoncé machte, eben doch um Mode.

Genaues weiß man noch nicht über das Projekt, aber doch immerhin schon so viel: Meghan will Frauen zeigen, die "Grenzen durchbrochen" haben. "Forces of Change" steht auf dem Cover, außerdem sind 15 Frauen zu sehen, die in den Augen der Duchess of Sussex Vorbilder sind - von der Klimaaktivistin Greta Thunberg über Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern bis zur Schauspielerin Jane Fonda. Es sind Aktivistinnen für Frauengesundheit und Menschenrechte, Diversität und Flüchtlinge, Wahlen und Demokratie darunter, alle fotografiert von Peter Lindbergh, und alle, so Lindbergh, auf Wunsch der berühmten Gast-Redakteurin, so natürlich wie möglich in Szene gesetzt.

Weil die heimische Boulevardpresse aber immer ein Haar in Meghans Suppe sucht, gibt es jetzt Prügel: Harrys Gattin solle sich um Ernstes und um Royales kümmern. Die Vogue - das sei nur eitle Selbstvermarktung.

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Quelle:
SZ vom 30.07.2019
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